Tempranillo: Rotwein mit sonnigem Charakter

Tempranillo
Tempranillo-Weinberg in Washington

Kürzlich hatten wir einen doch sehr angenehmen, Quatsch: leckeren Rotwein im Glas: Einen spanischen Tempranillo namens Aromaz aus dem Hause Finca la Canada. Eine gute Gelegenheit also, die Rebsorte Tempranillo und den daraus gewonnenen, bestenfalls wunderbar fruchtigen Wein einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ein Tempranillo kann seinem Namen durchaus gerecht werden und viel Temperament offenbaren. Wobei das jetzt mal ein waghalsiges etymologisches Konstrukt darstellt…genau genommen leitet sich der Name der Rebsorte Tempranillo aus dem spanischem „temprano“ ab, das „früh“ bzw. „frühzeitig“ bedeutet. Tempranillo ist sowas wie die Verniedlichungsform und bedeutet wortwörtlich „kleine Frühe“. Diesen Namen hat die Rebsorte daher, weil ihre Trauben bzw. dickschaligen, tanninreichen Beeren kleiner sind und früher reif werden. In Spanien soll sie auch liebevoll als „Tinta del país“ („die Rote des Landes“) oder „Tinto fino“ („feines Rot“) bezeichnet werden. Das kommt nicht von ungefähr, denn der Tempranillo ist Spaniens bedeutendste Rotwein-Sorte. Mit einer Rebfläche von derzeit etwa 230.000 Hektar gehört die Tempranillo-Rebe auch weltweit zu den meistangebauten Rebsorten – der Großteil der Tempranillo-Rebflächen liegt in Spanien. Daneben ist Portugal ein weiteres wichtiges Tempranillo-Anbaugebiet, wo der Wein auch unter dem Namen Aragones oder Tinta de Roriz bekannt ist.

Aber zurück zum Temperament: Es ist meist angenehm ruhiger Natur, eher sanft und weich, statt laut und kantig. Und der Tempranillo offenbart sich zuweilen als Holzkopf, was in diesem Fall aber nicht an den Nerven zehrt, sondern eher den Geschmacksknospen schmeichelt: Die meisten Tempranillos werden mindestens einige Monate im Barrique bzw. Eichenholzfass ausgebaut, so dass sie neben ihren fruchtigen Aromen meist auch einen leicht gerösteten, holzigen Touch haben, der mit dem typischen, mehr oder minder ausgeprägten Vanillearoma einhergeht. Lecker, aber muss man mögen. Oft ist der Tempranillo Cuvée-Partner, d.h. er wird mit anderen Rotweinen verschnitten – bewährt und beliebt sind dabei die Rebsorten Cabernet Sauvignon, Garnacha/Grenache und Merlot.

Früher nahm man an, dass die Ursprünge der Tempranillo-Rebe im Spätburgunder bzw. Pinot Noir lagen, neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass diese spanische rote Rebsorte aus einer wahrscheinlich spontanen Kreuzung der weißen Rebsorte Albillo Mayor mit der roten Benedicto hervorgegangen ist.

Wonach schmeckt ein Tempranillo Wein?

Das kommt freilich darauf an, welchen guten oder weniger guten Tempranillo ihr ergattert habt. Typischerweise bringen die Tempranillo-Trauben neben den bereits erwähnten geschmacklichen Eigenheiten, Weine mit eher süßlichen, beerigen Aromen hervor: Charakteristisch für einen Tempranillo Wein sind v.a. fruchtige Noten, die an Erdbeere, Brombeere, Heidelbeere oder Pflaume erinnern. Aber auch Kirsche, Himbeere, Lakritze, Leder, Nelke, Zimt, Kakao und Schokolade sowie andere feine Dinge kann man in diesem farbintensiven Rotwein entdecken. In der Regel bewegt sich ein Tempranillo alkoholmäßig mit 11 bis 13 Volumenprozent im Mittelfeld – das ist auch gut so, denn so kommt die fruchtige Aromatik besser zur Geltung.

Ein Tempranillo ist ein schöner Rotwein für „Anfänger*innen“, da er mit seinem fruchtig-weichen Geschmack häufig für einen unkomplizierten, aber keineswegs öden Weingenuss steht – Ausnahmen bestätigen die Regel. Hinter welchem beliebten Wein sich meist die Tempranillo-Traube verbirgt, ohne dass viele das wissen, schauen wir uns demnächst genauer an.

Charakteristika von Tempranillo-Weinen

  • Aromaprofil: Tempranillo-Weine bieten oft Aromen von roten Früchten wie Kirschen und Pflaumen, manchmal ergänzt durch Noten von Tabak, Leder, Vanille und erdigen Nuancen.
  • Tanninstruktur: Diese Weine können von mittlerem bis hohem Tanningehalt reichen und bieten oft eine gute Struktur und Komplexität.
  • Säure: Tempranillo hat in der Regel eine moderate Säure, die zur Frische des Weins beiträgt.
  • Alterungspotenzial: Viele Tempranillo-Weine haben ein ausgezeichnetes Reifepotenzial und entwickeln mit der Zeit komplexere Aromen.

Berühmte Tempranillo-basierte Weine

  • Rioja: In dieser renommierten Weinregion Spaniens ist Tempranillo die dominierende Sorte. Rioja-Weine variieren von fruchtigen, jüngeren Stilen bis hin zu reichhaltigen, in Eiche gereiften Reservas und Gran Reservas.
  • Ribera del Duero: Hier werden kräftige, oft tiefdunkle Weine produziert, die sich durch ihre Intensität und Tiefgründigkeit auszeichnen.

Genusstipps

  • Serviertemperatur: Tempranillo-Weine sollten in der Regel bei einer Temperatur von etwa 16-18°C serviert werden, um ihre Aromen zu betonen.
  • Speisenbegleitung: Diese Weine sind vielseitig und passen gut zu einer Vielzahl von Gerichten, einschließlich rotem Fleisch, Schmorgerichten, Tapas und gereiftem Käse.
  • Dekantieren: Einige der kräftigeren, in Eiche gereiften Tempranillo-Weine können von Dekantieren profitieren, um ihre Aromen vollständig zu entfalten.

Fazit

Tempranillo ist eine Schlüsselrebsorte in der spanischen Weinwelt und bietet Weine, die sowohl in ihrer Jugend genossen als auch über Jahre hinweg gelagert werden können. Die Weine zeichnen sich durch ihre fruchtigen, erdigen Aromen und ihre Fähigkeit aus, Eichenholznoten gut zu integrieren, was sie zu beliebten Weinen für eine Vielzahl von Anlässen und Speisen macht.

Bildernachweis in auftretender Reihenfolge:

Agne27/CC BY-SA 3.0 , Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Tempranillo#/media/File:Original_1993_Tempranillo_plantings_at_Red_Willow.jpg
Fabio Ingrosso/CC BY 2.0 , Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Tempranillo#/media/File:Tempranillo_vine_with_grape_clusters.jpg
Agne27/CC BY-SA 3.0 , Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Tempranillo#/media/File:Tempranillo_leaf_at_Red_Willow.jpg