Südafrikanische Weine und der Weinbau gehören zu einem der wichtigsten Exportgüter des Landes. Viele exzellente Tropfen stammen aus dieser Region. Wer sich in der Nähe von Kapstadt aufhält, sollte sich eine Weinverkostung im südlichsten Weingut Südafrikas nicht entgehen lassen. So haben auch wir zwei nette südafrikanische Weine getestet.
Lange Zeit standen sie in der Ecke. Jedes Staubkorn, das sich bedeckend, fast schon mitleidig über die Flaschen legte, eine stumme Anklage. Hast du uns vergessen? Liebst du uns nicht? Nein, nichts von alledem, der Grund für diese sträfliche Vernachlässigung ist ganz einfach: Zeitmangel, Stress, Termine. Die Pest der Moderne. Und der Grund dafür, dass unser Weinmagazin gerade etwas vernachlässigt wird. Eigentlich müsste man es als genussaffiner Mensch besser wissen.
Nicht, dass es an Zeit mangelt, abends mal einen Wein zu trinken. Das geht freilich immer. Aber bei diesen Flaschen handelte es sich um die letzten beiden aus dem Capreo-Karton – haben wir zugeschickt bekommen, um unseren scharfen Senf dazu abzugeben. Was wir freilich sorgfältig tun wollen, wie immer in netter Gesellschaft, um möglichst viele Meinungen zu den Weinen einzusammeln. Also geht ein beiläufiges Nippen und Kippen natürlich nicht.
Jüngst war es dann aber endlich soweit: die beiden südafrikanischen Weine konnten geöffnet werden. Die Trinkgesellschaft erwartete ein 2014er Sauvignon Blanc von Delaire Graff als Vorspeise und ein rotes Warwick Estate Cuvée names Three Cape Ladies zum Hauptgang. Einen südafrikanischen Sauvignon Blanc als Vorspeise zu titulieren, ist i.d.R. freilich unangemessen. Im Vergleich zu hiesigen Vertretern, handelt es sich bei der Variante aus Südafrika in aller Regel um einen fetten, gehaltvollen Weißwein, der manchmal alleine schon als 3-Gänge-Menü durchgeht. Nicht, dass ein Weingut aus bspw. Rheinhessen nicht auch einen gehaltvollen Sauvignon Blanc zaubern kann, aber… naja, probiert einfach mal selbst, dann schmeckt ihr den v.a. klimatisch bedingten Unterschied. Wie immer gilt auch hier: Geschmackssache.
Delaire Graff Sauvignon Blanc 2014
Das Weingut Delaire Graff liegt in Südafrikas wohl bekanntestem Weinbaugebiet Stellenbosch in der Region Western Cape. Der Delaire Graff Sauvignon Blanc kommt im klassischen, leicht edlen Look daher – nicht aufregend, aber passt schon. Unaufgeregt, aber recht ordentlich war auch das Bouquet: fruchtig, dabei sehr zitrus- und grapefruitlastig, mit einer belebenden Säure, die einen frischen Eindruck entstehen ließ – obwohl dieser Weißwein auch einen öligen Touch hat, wie eine Person treffend erschnüffelte. Hinzu gesellte sich noch frisch geschnittenes nasses Gras sowie eine mineralische Komponente, die an nasse Steine erinnerte. Der Delaire Graff Sauvignon Blanc hatte aromamäßig also schon was zu bieten und machte Lust auf den ersten Schluck…
…mit dem dieser Weißwein gleich den ganzen Gaumen eroberte und die Zunge beschlagnahmte. So schnell konnte man sich gar nicht umgucken… ein dominanter, raumgreifender Wein, der während seiner mehrere Monate andauernden Reifung auf der Hefe Zeit hatte, einen eigenen Charakter auszubilden – schüchtern ist der nicht! Die 14 Umdrehungen sind freilich eine Ansage, für einen südafrikanischen Weißwein aber auch nichts Besonderes. Der Sauvignon Blanc 2014 von Delaire Graff behält auch geschmacklich das Ölige bei und kommt zugleich saftig und auch ein wenig sauerfruchtig (am ehesten Grapefruit) daher und entwickelt im Abgang sogar eine leichte Schärfe. Dennoch ist dieser Wein rund und versucht mit einer leichten Honignote noch süßlich-versöhnliche Töne anzustimmen. Wer etwas Frisches und Spritziges sucht, sollte die Finger davon lassen – nix für Weißweinanfänger*innen…die meisten aus unserer Runde fanden ihn zu schwer und kräftig. Einige (ich auch) fanden ihn aber auch durchaus interessant – ich würde ihn auf jeden Fall nochmal trinken, kommt aber auf die Gelegenheit an.
Warwick Estate Three Cape Ladies 2012 Cape Blend
Auch dieser Rotwein kommt aus Stellenbosch, nur von einem anderen Weingut: Warwick. Für meinen Geschmack eine zu koloniale Optik – aber aus kolonialismuskritischer Perspektive darf man wahrscheinlich überhaupt gar keinen Wein aus Südafrika trinken, oder? Die klassische Aufstellung ist doch nach wie vor diese: Herrschaftliches Anwesen, weiße Besitzer*innen und schwarze Arbeiter*innen. Hm… interessantes Thema, dem wir uns vielleicht mal an anderer Stelle widmen.
- Trinktemperatur: 16-18°C
- Rebsorten: Pinotage 40%, Cabernet Sauvignon 30%, Syrah 30%
- Charakteristik: Reife Pflaumen und Brombeeraromen verschmelzen mit einem mineralischen Touch von angespiztem Bleistift um die körpervollen geschmeidigen Tannine zu ergänzen. Dieser “Cape blend” bringt das Beste des Pinotage zu den klassischen französischen Trauben hinzu.
- Empfehlung: Zum Cape Malay Lammcurry oder einem Rote Beete Risotto mit Walnüssen.
- Inverkehrbringer: Eggerssohn - Joh. Eggers Sohn GmbH Konsul-Smidt-Str. 8 J 28217 Bremen
Aber jetzt gehts erstmal um den Wein. Bei dem 2012er Three Cape Ladies von Warwick handelt es sich um ein Blend bzw. Cuvée aus 40 % Pinotage, 30 % Cabernet Sauvignon und 30 % Syrah; hier wurden also regionstypische Rebsorten zum Stelldichein gebeten. Dieser Cape Blend kommt geruchsmäßig seeehr gefällig daher: sehr beerig, leicht süßlich, blumig, würzig und ein bisschen Lakritze und Schokolade sind auch mit von der Partie. Ganz dezent hat sich auch eine Salaminote (Bifi!) eingeschlichen – ein wilder Mix, aber harmonisch verwoben. Insgesamt fruchtig, voll und rund, auch wenn sich eine Person etwas an vergorenes Obst erinnert gefühlt hat. Aber damit war sie recht allein (sie durfte trotzdem bleiben und mittrinken). Lange Rede, kurzer Sinn: dieser Rotwein riecht einfach lecker!
Geschmacklich bildete der Warwick Three Cape Ladies 2012 in etwa das eben beschriebene Geruchsprofil ab. Anders formuliert: er schmeckt fast so, wie er riecht. Ist bei Weinen ja nicht immer der Fall. Die Fruchtnote pendelt irgendwo zwischen Blaubeere und Brombeere und die würzige Note zeigt erfreulicherweise eine angenehme Präsenz. Der Three Cape Ladies Blend hat was Frisches am Gaumen. Glatt und marmeladig-süffig – trotz der 14 Volumenprozent. Und leicht holzig im Abgang, aber wirklich dezent und nicht störend. Liegt mit ziemlicher Sicherheit daran, dass dieser Warwick-Wein rund 18 Monate in Eichenfässern zugebracht hat. Und im Gegensatz zum Sauvignon Blanc waren die Meinungen zum Warwick Three Cape Ladies 2012 einhellig und -deutig: lecker, kaufen!
Sauvignon Cape Ladies: Das Weinwonne-Fazit
Schöne, interessante Weine, der Abend war nicht umsonst! Wenn ich abschließend und überflüssigerweise noch etwas zu den Weinen sagen sollte, würde es evtl. so lauten:
Der Delaire Graff Sauvignon Blanc 2014 ist ein fruchtiger, aber gehaltvoller Tropfen, der sicher nicht jeder*m schmeckt. Wer auf spritzigen Rheinwein steht, sollte die Finger davon lassen, wer kräftige Weißweine zu schätzen weiß, kann gefahrlos probieren. Kostenfaktor: 12,90 €.
Der Warwick Three Cape Ladies 2012 dagegen ist Everybody’s Darling. In der Weinbeschreibung stand komplex und dennoch harmonisch – das triffts wirklich ganz gut! Alle fanden den ziemlich lecker. Für Weinfreaks, die stets das Außergewöhnliche oder zumindest etwas Forderndes suchen, wird dieser Rotwein wahrscheinlich etwas zu gefällig sein. Oder zu teuer: Kostenfaktor: 17,95 €.