Wer braucht schon einen Fernseher, wenn man auch sinnvolle Sachen tun kann. Bspw. in netter Gesellschaft Wein trinken. Haben wir uns auch gedacht und mal wieder eine Runde einberufen. Heute in unseren Gläsern: Wein aus der Pfalz vom Weinhof Scheu. Keine Scheurebe, dafür ein Weißburgunder und ein Riesling. Die sympathisch wirkenden, noch vergleichsweise jungen Betreiber*innen des Weinhofs Scheu – Klaus und seine Schwester Bärbel – haben uns die beiden Weine zum Probieren geschickt und sowohl die Flaschen als auch die beigelegten Flyer machen deutlich, dass hier Menschen am Werk sind, die sich ganz dem Wein verschrieben haben und sich wirklich Mühe geben. Design und Geschichten, die neugierig machen…
Keine Scheu vor Grenzen
Geschmack kennt keine Grenzen, die Weinberge interessiert das auch herzlich wenig, wo sie stehen (solange sie genug Wasser und Nährstoffe bekommen, versteht sich) – daran könnten wir uns ein Vorbild nehmen! Warum wir das erzählen? Ja, ihr könnt es euch wahrscheinlich denken: Weil es einen Bezug zum Weinhof Scheu hat. Die Weinberge des Weinguts liegen nämlich weit im Süden an der südlichen Weinstraße an der Grenze zu Frankreich – aber nicht nur.
Auch auf der anderen, französischen Seite haben die Scheus ihre Reben stehen, sogar die meisten: zwei Drittel der Scheu’schen Lagen befinden sich in Frankreich. Sollte eigentlich nicht der Rede wert sein, ist aber doch etwas Besonderes (das sich natürlich historisch erklären lässt, aber als schlaue Leser*innen wisst ihr das natürlich und wir müssen es nicht weiter ausführen). Interessant dabei ist, dass der Weinhof Scheu auch die Trauben aus dem Nachbarland zu „Deutschem Qualitätswein“ verarbeiten darf – eine Ausnahmeregelung im Deutschen Weinrechts machts möglich.
Weinhof Scheu: 2014 Weißburgunder trocken
Hübsche Flasche, auf deren Etikett auch ein eingekreistets F prangt – wird wohl aus Frankreich kommen. Dieser Weißburgunder von Scheu wird in der Kategorie Gutswein geführt, ist also eher als Alltagswein gedacht. Also mal schauen, was der Weißwein so hergibt und die Gläser der fünf anwesenden Personen befüllt – alles Weinliebhaber*innen ohne tiefere Kenntnisse, hier zählt einfach, ob der Wein schmeckt oder nicht.
Riechen tut der Weißburgunder vom Weinhof Scheu schon mal nicht schlecht, wenn auch unaufdringlich: frisch, spritzig und rund, mit fruchtigen Aromen, die v.a. an Pfirsich, aber auch etwas an Stachelbeere erinnern, abgeundet von einer dezenten Zitrusnote. Ein Kommentar fasste es ganz gut zusammen: unaufgeregt, bodenständig, lecker.
Erfreulicherweise zeigte sich die Spitzigkeit auch im Mund: angenehmes, mittelspritziges CO2 sorgt für einen frischen Eindruck, Zitrusaromen bringen noch etwas Säuerliches bei und würzige Komponenten kommen auch ganz sachte zum Vorschein, bevor sich eine deutliche, aber glücklicherweise nicht überlagernde Honignote über die Zunge schiebt. Schließlich legt der Weißburgunder noch einen leicht säuerlichen Abgang hin, wobei die Mehrheit sich einig war, dass sich das Süß-Saure gut in Balance hält. Insgesamt ne runde Sache: weich, mittelschwer und für einen „einfachen“ Wein recht tiefgründig. Eine Person fühlte sich gar an Gewürztraminer erinnert, da schau her. Die Kommentare reichten von süffig-lecker über ein kleines Bad würd ich schon drin nehmen bis zu je mehr ich davon trinke, desto besser schmeckt er mir und unaufdringlich gut. Nur einer Person hat er nicht so zugesagt.
Weinhof Scheu: 2014 Riesling trocken Schweigen Kalkstein
Zwar in gleicher Aufmachung, aber eine Kategorie drüber (Ortswein) tummelt sich der trockene Riesling Schweigen Kalkstein. Und auch im Bouquet tummelt sich was: vergleichsweise schüchterne Fruchtaromen mit ein wenig Zitrus und Grapefruit, spritzige Säure und nasse Steine finden den Weg in die Nase – insgesamt erscheint uns der Duft etwas dezenter als der des Weißburgunders, aber dafür locken bei diesem Riesling mineralische Noten. Eine Person machte auch etwas Rosenduft aus.
Im Mund präsentiert sich der Riesling dafür nicht so scheu. Interessant mit reichlich Blubber, ohne sauer zu sein – bei den meisten bizzelte es auf der Zungenspitze. Trotzdem weich und mit super Trinkfluss ausgestattet. Aromatisch gehts Richtung Grapefriut und Zitrusfrüchte, mit ein wenig Würze, die etwas Schärfe entwickelt (Pfeffer und Paprika? Vielleicht triffts auch gepfeffertes Leder. Ein längerer, schwerer Nachhall tut das Seine, um sich an diesem Wein zu erfreuen. Lecker, aber nicht so unkompliziert wie der Weißburgunder, der eher etwas für den sonnigen Nachmittag ist, während der Riesling abends sicher eine gute Figur macht. Die Kommentare reichten von yamm, yamm, obwohl ich gar nicht so gerne Weißwein mag über ganz gut, aber nicht 100-prozentig meins bis zu interessant und lecker!
Das Weinwonne-Fazit
Zwei tolle Weine vom Weinhof Scheu, die Spaß machen, ohne sich den Kopf zerbrechen zu müssen, zumindest waren sie für die Mehrheit der Anwesenden das Richtige an jedem Abend, an dem wir sie geöffnet, probiert und geleert haben. Welcher besser war? Geschmackssache: zwei der fünf Weintrinker*innen dieses Abends bevorzugten den Weißburgunder, die anderen drei den Riesling.
Moderate 6,50 € ruft das Weinhof Scheu für seinen „einfachen“ Weißburgunder trocken ab – voll gerechtfertigt, wie wir finden: Ein runder, spritzig-fruchtiger Weißwein, der Trinkfreude bereitet (und entsprechend schnell leer war…)! Der Riesling ist für 8,50 € zu haben, womit die Grenze zu günstig für viele überschritten sein dürfte – dafür bekommt man aber einen tollen (übrigens handgelesenen) Wein eines kleinen Weinguts, der schmeckt. Die Verbindung von Mineralität, Spritzigkeit und tropischem Touch hat den meisten gut gefallen.
Wer mehr über den Weinhof Scheu erfahren möchte, kann hier einen Blick auf die Webseite werfen.
Bilder: Weinwonne
Abschließend noch das Übliche: Wir haben die Weine zum Probieren und Beschreiben zugeschickt bekommen. Weder ist Geld geflossen, noch bestehen irgendwelche Absprachen, die ein günstiges Abschneiden der Weine in unserem Weinmagazin zum Inhalt haben.
Ich habe einen Wein aus der nicht gerade häufigen Rebsorte „Philipp Cuntz“ vom Weinhof Scheu kennengelernt. Das war für mich ein echtes Highlight der letzten Weinrunde, die hier bei uns in lockerer Folge immer mal wieder im kleinen Kreis veranstaltet wird.
Ein sehr interessantes Weingut, sicher auch bei den „normalen“ Rebsorten!
https://ec1962.wordpress.com/2015/08/08/2-weinrunde-in-um-muenchen/
Von dem Philipp Cuntz habe ich auch gehört…hat auch eine interessante Geschichte. Würde mich auch mal interessieren, wie der schmeckt.
Mir gefällt das Weingut auch sehr gut. Die von uns probierten Weine waren ja eher Einstiegskategorien und haben uns gut geschmeckt.
Schön. Weinrunden sind eine super Sache, um Neues kennenzulernen. Auch wenn es ein anderes Setting ist: Wir trinken die hier besprochenen Weine auch immer in größerer Runde, macht mehr Spaß. Euch auch noch viel Spaß dabei.
Danke, werden wir haben…