Wachsen oder Sterben? Strukturwandel im Weinbau

In diesem Jahr ist die Weinlese früher als sonst gestartet: Infolge des überwiegend sonnigen Augusts gelangten die Trauben früher als gewöhnlich zur Reife, das Deutsche Weininstitut (DWI) spricht von einem Entwicklungsvorsprung von rund zwei Wochen in einigen Regionen. Das schlechte Wetter während der Weinlese dürfte allerdings einigen Winzer*innen zu schaffen gemacht haben bzw. immer noch zu schaffen machen… die Lese ist ja noch nicht vorbei, einige spätreifende Sorten wie der gute Riesling hängen teils noch in froher Erwartung an den wohlerzogenen Reben.

Insgesamt wird wegen der Frostschäden vom Frühjahr in diesem Jahr eine geringere Ernte erwartet als im langjährigen Durchschnitt (rund 9 Millionen Hektoliter). Das trifft v.a. kleine Weingüter und Nebenerwerbswinzer*innen besonders hart. Und immer mehr werfen das Handtuch, was freilich nicht nur am Wetter liegt. So hat sich die Zahl der Rebflächen bewirtschaftenden Betriebe von 2010 bis 2016 um 17 Prozent auf 16.898 verringert, wie das DWI auf Basis von aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes kürzlich mitteilte. Die deutsche Gesamtrebfläche von rund 100.000 Hektar blieb währenddessen konstant, da die ausscheidenden Betriebe ihre Weinberge an andere Weingüter veräußerten, wodurch diese freilich wuchsen und weiter wachsen. Strukturwandel wird das genannt, dieser Tage ein bekanntes Phänomen und ein hübscher Euphemismus, der die Frage nach dem Warum nicht so schnell aufkommen lässt. So auch nicht an dieser Stelle…

Bild: DWI

Aufgegeben haben v.a. Kleinstbetriebe mit einer Rebfläche von weniger als einem Hektar (von denen es immer noch rund 4.300 gibt) sowie kleine Weingüter zwischen einem und zehn Hektar. Letztere sind zwischen 2010 und 2016 auf rund 9.500 Betriebe geschrumpft, deren Rebflächenanteil aktuell nur noch 37 Prozent statt vormals 45 Prozent an der Gesamtrebfläche ausmacht. Groß sind die Weingüter in Deutschland im internationalen Vergleich freilich immer noch nicht: So liegt die mittlere Betriebsgröße derzeit bei 5,9 Hektar. 2010 waren es noch 4,8 Hektar. Aber die 3.100 Weingüter (+300), die mehr als 10 Hektar ihr Eigen nennen ( 890 von ihnen mehr als 20 Hektar), bewirtschaften mittlerweile 60 Prozent der deutschen Gesamtrebfläche.

Im Interesse einer vielfältigen Weinlandschaft bleibt zu hoffen, dass diese Entwicklung in den kommenden Jahren nicht noch weiter an Fahrt aufnimmt.

2 Gedanken zu „Wachsen oder Sterben? Strukturwandel im Weinbau“

  1. Hallo Sascha,
    warum hast du denn bei deinen Schlagwörtern den Begriff
    “ Demeter“ gestrichen, nach meiner Meinung ein wichtiger Begriff, der nicht vergessen werden sollte, gerade bei den Mengen an Glyphosat Weinen, die heute auf dem Markt sind.
    Oder hast du es auch schon aufgegeben, für den reinen & sauberen Wein einzutreten?? Du weist schon, das du bei deinen Weinproben das Glyphosat nicht schmecken kannst??? Schönen Gruß von einem Demeterfreund

  2. Moin,
    den habe ich nicht gestrichen. Bei den Schlagwörtern werden nur die am häufigsten benutzten angezeigt…Demeter habe ich also in der letzten Zeit nicht häufig als Schlagwort gesetzt. Eine Antwort, die Dich sicher nicht zufrieden stellen wird, nehme ich an 🙂