So schmeckt Wein aus Indien

Nicht lange ist es her, da wurde an dieser Stelle in einem Gastbeitrag indischer Wein vorgestellt – aus hiesiger Perspektive wirklich eine ungewöhnliche Erscheinung. Interessant. Und macht natürlich neugierig, wie Wein aus Indien wohl schmeckt – einige Leser*innen haben es im Anschluss erfahren. Gemeinsam mit Marc vom Weinkontor Indien haben wir 3 Flaschen indischen Weines verlost. Wie der bei unserer werten Leser*innenschaft so ankam, wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten…

Vorweg: Wir durften auch vom Wein aus Indien kosten. Bzw. Wein und Sekt: Ein Loirée Brut Rosé 2013 und ein Cabernet Syrah 2010, beides vom Weingut Zampa aus dem Nashik Valley (wie die übrigen verlosten Weine auch). Der Rosé Sekt war eine richtige Kohlensäurebombe: „normal“ fruchtig-spritzig gerochen, wirkte er dann im Mund wie ein auf Hochtouren laufender Jacuzzi, der statt Badeschaum ne Flasche pürierter Erdbeeren verpasst bekommen hat. Irgendwie geil! Aber schon auch dick aufgetragen. Durchaus vorstellbar, dass das nicht aller Leute Geschmack trifft. Ich würde den auf jeden Fall nochmal trinken!

Der Cabernet Syrah hat uns auf Anhieb mit seinem weichen, beerig-gehaltvollen Bouquet eingenommen, geschmacklich dann aber auch mit Stirnrunzeln zurückgelassen. dicht, ölig und mit fruchtig-würzigen Anklängen von roten Beeren und Kirschen bis zu Lakritz und Marzipan eine reizvolle Angelegenheit – die jedoch etwas zuviel Holz abbekommen hat, das quasi das Fundament bildet, auf dem sich alles abspielt. Ausbaufähig, haben wir beschlossen. Aber nun zu den anderen…

…die uns alle freundlicherweise ihre Trinkerlebnisse niedergeschrieben und samt Fotos zugesandt haben. Wie Ariane aus Hamburg, die den Sauvignon Blanc von Zampa im Briefkasten hatte. Und später im Glas:

Wein aus indien

„Sonntagabend ist Weinzeit. Diesmal habe ich das Glück, einen sehr exotischen Wein aufmachen zu dürfen, nämlich einen Wein aus Indien!
Auf den ersten Blick fällt das Etikett auf, dass sich wie eine Schlange um die Flasche windet. Das Design könnte aber bis dahin genauso gut aus jedem anderen Teil der Welt stammen, nur in den hinterlegten Ornamenten sind Anspielungen auf die indische Herkunft zu finden. Der Eindruck, der dadurch entsteht: der Wein ist neu und nicht klassisch, aber statt nur auf den Punkt „Exotik“ zu setzen, sollen auch die inneren Werte nicht zu kurz kommen. Der Wein soll auch international ernst genommen werden.
Die inneren Werte sind folgende: „Zampa“ ein Sauvignon Blanc aus dem Nashik Valley, trocken, 13,5% vol, 2011 „handpicked“. Sogar das Abfülldatum ist hinten auf die Flasche gedruckt (September 2012).
Schon nach dem Öffnen kommt einem eine Duftwolke entgegen, mein erster Eindruck des Geruchs sind schwarze Johannisbeeren und ordentlich Würze. Das Etikett sagt Aroma von „bell peppers“, also Paprika, aber gefühlt passt besser eine milde Chilischote als Vergleich.
Der erste Schluck überrascht! Der Wein ist doch im trockenen Rahmen süßer als erwartet! Ich hatte einen Wein ähnlich eines Neuseeländischen Sauvignon Blancs erwartet, die ich aufgrund ihrer Trockenheit mit viel Frucht sehr schätze. Die Würze, die schon zu riechen war, ist nun auch deutlich zu schmecken. Die Paprikaaromen sind auch beim zweiten Schluck deutlich zu spüren. Das Spannende an der Sache: trotz des starken Geruchs und der Würze ist der Wein durch seine Frische immer noch ganz klar ein Weißwein! Wie gerne würde ich diesen Wein den Freunden von mir zeigen, die keinen Rotwein mögen. Vielleicht könnte der Wein gerade für rotweinmeidende Menschen eine schöne Begleitung zu einem gegrillten Steak und anderen Speisen sein, zu denen ich normalerweise eher einen Rotwein aufmachen würde.
Fazit: Ein schöner, kräftiger Weißwein, der dann doch nicht nur durch die Herkunft, sondern auch im Geschmack exotisch ist. Allerdings kann der Wein (im deutschen Sommer) durch seine Würze wohl am besten neben einem passenden Essensbegleiter glänzen.“

Matthias aus München hatte einen reinsortigen Syrah zugeschickt bekommen – zu dem ihm unter der Überschrift „Rauchzeichen aus einer anderen Welt“ folgendes einfiel:

indischer wein

„Zu behaupten, dass mich Wein aus Indien schon immer gereizt hat, wäre eine Aussage, die an Dreistigkeit kaum mehr zu überbieten ist. Vielmehr ist es so, dass ich bis vor kurzem noch nicht einmal wusste, dass in diesem Land überhaupt Wein angebaut wird. An dieser Stelle Asche auf mein Haupt. Doch in meiner Funktion als passionierter Hobby-Trinker liegt mein Fokus auf Europa und dort auf Deutschland, Österreich und Italien. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es im Umkreis weniger hundert Kilometer eine derartige Vielfalt zu entdecken gibt, dass ein Import aus Übersee nicht weniger als eine kleine Offenbarung sein muss, um den Transport zu rechtfertigen. Hin und wieder stolpert man jedoch über eine Weinbauregion, die derart exotisch ist, dass die persönliche Neugier über die Vernunft siegt, so geschehen im Falle des „indischen Napa Valley“.

Knapp 150 km nordöstlich der Metropole Mumbai im westlichen Teil des riesigen Landes liegt die Stadt Nashik. Die umliegende Region „Nashik Valley“ wird von Weinexperten gerne als die Region mit den vermeintlich besten Böden in ganz Asien gepriesen. Angebaut werden dort größtenteils Rotweine und hier bevorzugt Syrah und Cabernet Sauvignon. In Kontakt mit indischem Wein kam ich am vergangenen Wochenende in Form eines reinsortigen Syrah des Weinguts „Grover Zampa“ aus dem Jahr 2010. Auf den Jahrgang kann und will ich an dieser Stelle nicht eingehen, da es vermessen wäre, dies ohne einen Vertikalvergleich oder die entsprechenden klimatischen Informationen zu tun.

Im Glas präsentiert sich der Wein sehr dunkel, in seinem Kern sogar beinahe schwarz. An den Rändern lassen sich allerdings sehr gut die bräunlichen Reflexe erahnen, die auf einen intensiven Holzeinsatz hinweisen. Zugegebenermaßen war das auf Grund der Rebsorte zu erwarten und der Hersteller hat die Flasche darüber hinaus mit einem Aufkleber „matured in oak“ versehen. Allerdings wäre dieser Hinweis gar nicht notwendig gewesen, denn der Wein macht keinen Hehl daraus, wo er eine nicht unerhebliche Zeit seines Reifeprozesses verbracht hat. Ohne weitere Details über die Produktion zu wissen gehe ich davon aus, dass die Fässer intensiv getoasted werden, denn neben dem klassischen Eichenaroma dominieren in der Nase vor allem Röstaromen bis hin zu deutlichen Barbecue- und Rauchnoten. Ein Mittrinker hat Parallelen zum fränkischen Rauchbier „Schlenkerla“ gezogen, die man nicht ganz von der Hand weisen kann. Wir haben den Wein deshalb rechtzeitig dekantiert, um ihm etwas Luft zu gönnen, in der Hoffnung, die fruchtigen Aromen dadurch etwas in den Vordergrund bringen zu können. Leider ist das Holz derart intensiv, dass sich andere Aromen schwer tun, dagegen zu halten. Wir haben etwas Schwarzkirsche, Brombeere sowie Leder und Tabak ausmachen können, allerdings stets von Holz- und Räucheraromen überlagert.

Auch im Mund dominiert weiterhin das Holz mit seinen rauchigen Tönen, die allerdings von einer ordentlich eingebundenen Säure, wenig Tannin und einem weichen Abgang begleitet werden. Im Mund wirkt der Wein deshalb etwas runder als in der Nase, ein wirklicher Trinkspaß will sich allerdings auch hier leider nicht einstellen. Zu unausgeglichen und holperig präsentiert sich das Gesamtwerk in der Soloverkostung. 

Es stellt sich also dem mitteleuropäischen Gaumen die Frage, warum ein Winzer einen Wein so gestaltet wie es hier der Fall ist. Die Antwort dürfte vermutlich in der Aromenwelt Indiens liegen, die sich doch deutlich von der hiesigen unterscheidet. Indisches Essen fordert den Gaumen nicht nur mit unzähligen Aromen, sondern oft auch mit einer amtlichen Schärfe. Gut möglich, dass der Zampa Syrah als Begleiter indischer Speisen seine Stärken besser ausspielen kann als in einer Soloverkostung. Ein Erlebnis ist dieser Wein allemal, doch auf dem europäischen Markt wird er sich in seiner jetzigen Form vermutlich recht schwer tun. Man darf gespannt sein, wie sich der indische Weinbau in den kommenden Jahren entwickelt und welche Märkte die Winzer ins Visier nehmen. Ich werde die Entwicklung auf jeden Fall weiter verfolgen, das hat der Zampa Syrah auf jeden Fall schon mal geschafft.

An dieser Stelle herzlichen Dank an „Weinwonne“ und das Weinkontor Indien in München für die Bereitstellung der Probeflasche.“

Bitte, bitte! Auch von uns aus Danke für den interessanten und ausführlichen Bericht. Die nächste und letzte Verkostungsnotiz stammt von Barbara aus Bremen, die den oben bereits von uns erwähnten Syrah Cabernet gewonnen hatte:

indischer wein

„Post vom Weinkontor Indien! Nach dem dritten und schließlich erfolgreichen Zustellversuch halte ich den beim tastes like wine!-Gewinnspiel ausgelobten Preis in den Händen: eine Flasche Zampa Syrah Cabernet 2010 aus dem Nashik Valley, „ein trockener Wein gereift im Eichenfass“. Es war sicherlich Zufall, dass Marc Weber vom Weinkontor die Post genau an meinem Geburtstag auf den Weg gebracht hat, trotzdem freue ich mich noch ein bisschen mehr.

Wenn der Inhalt hält, was die Flasche verspricht, steht mir ein netter Abend bevor – also schnell die Trinkgesellschaft meines Vertrauens organisiert. Wie geraten, öffnen wir den Wein zu einem leckeren Gemüse-Curry. Flasche und Etikett werden wohlwollend abgenickt: „schräge Banderole find’ ich gut,“ lese ich später auf meinem Notizzettel. Im Glas erweist sich der Zampa Syrah als ein sehr dunkler Wein, den wir als ölig und schwer, fast schon dickflüssig in der Textur beschreiben. Wir sind interessiert und neugierig. Die Geruchsnerven melden „kräftig, würzig, schwer“. Zwar kommt das norddeutsche Wetter an diesem Juliabend mit schwülen 25 Grad dem tropischen Klima der Anbauregion erstaunlich nahe und verspricht somit eine ansatzweise authentische Trinkumgebung. Trotzdem argwöhnen wir, dass unser Wein vielleicht doch besser in einen kühlen mitteleuropäischen Herbst- oder Winterabend gepasst hätte. Aber erstmal probieren!

Naajaa… der erste Schluck weckt nicht gerade Begeisterung. „Ein bisschen plump“, ist der direkteste Kommentar. Wir sind etwas enttäuscht, wollen das aber nicht auf dem Zampa Syrah sitzen lassen. Vielleicht stimmt die Trinktemperatur nicht? Wir überlegen, wie unsere Geschmacksknospen sich wohl verhielten, säßen wir gerade auf einer Veranda eines Weinguts im Nashik Valley, und studieren den vom Weinkontor Indien mitgeschickten Weinführer. Wir erfahren, dass der Weinbau in Indien eine vergleichsweise junge Tradition hat und nun „Stück für Stück seinen eigenen Charakter entwickelt.“ Analog entfaltet sich der Charakter unseres Weines Gläschen für Gläschen. Er schmeckt bald würzig, süßlich, eisenhaltig, schließlich machen wir den Geschmack von sauren Beeren aus. Als die Flasche leer ist, sind wir noch keine Fans des Zampa Syrah Cabernet 2010, haben aber einen interessanten und anregenden Weinabend hinter uns. Dafür bedanken wir uns recht herzlich beim Weinkontor Indien!

Der Wein aus Indien hat unterschiedliche Reaktionen und Meinungen hervorgerufen. Eine spannende Sache ist er allemal. Wenn du mehr Informationen über indischen Wein haben möchtest, findest du die hier beim Weinkontor Indien.

„Am Ende ist alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.“

Mit diesem schönen indischen Sprichwort möchten wir schließen…in diesem Sinne:  Namaste!