Indischer Wein: Wenn der Maharadscha zur Verkostung bittet

Gastbeitrag von Marc Weber, mit Gewinnspiel

Sobald sich ein indischer Wein zu erkennen gibt, ist das Erstaunen und die Verwunderung groß. Wein aus Indien ist gerade im traditionellen Weinbaueuropa noch weitestgehend unbekannt. Indien ist mit seinem Klima auch nicht gerade das erste Land, das man als Überseeregion mit Weinbau in Verbindung bringt. Hinzu kommt, dass die meisten Weinhändler gar keine Weine aus Indien führen. Ein echter Geheimtipp in der Welt des Weingenusses.

Entgegen den weitverbreiteten Vermutungen ist der Weinbau in Indien gar nicht so neu. Fasziniert von französischen Weinbergen und natürlich dem Wein selbst, begannen die ersten Pioniere bereits in den 1970ern mit Gehversuchen, in Indien Wein zu kultivieren. Die Besonderheit daran: es waren Inder, die sich dem Wein „wieder“ angenommen haben und keine ausgewanderten Europäer. „Wieder“ aus dem Grunde, da bereits zu früheren Zeiten in Indien der Weinbau Tradition hatte. Zur Zeit des Kolonialismus haben Europäer den heimischen Weinbau mit eingeführt, um auch in der Fremde nicht auf Wein verzichten zu müssen. Nach erfolgreichen Jahren des Weinbaus kam das Ende sehr abrupt. Eine Reblausplage beendete den gesamten Weinbau in Indien, der sich zu diesem Zeitpunkt auf einige wenige Regionen beschränkt hatte. Mit dem Ende der Kolonialzeit kam auch das Ende des Weinbaus in Indien.

Religiöse sowie gesellschaftspolitische Werte und Traditionen machen auch heute noch den Alkohol in Indien in vielen Regionen zu einem Teufelszeug. Davon betroffen leider auch der Wein, der vornehmlich von der westlich orientierten Mittel- und Oberschicht getrunken wird. Dennoch erhöht sich die Zahl der Winzer und Weingüter stetig. Heute warten etwa 50 Weingüter und 7 Brands mit einem breiten Angebot an den unterschiedlichsten Weinen auf. Ob Rot- oder Weißwein, Roséwein oder Sekt – für jeden Gaumen ist etwas Spannendes zur Verkostung dabei.

Zwei Tendenzen im Weinbau

Doch Vorsicht! Indischer Wein ist nicht gleich indischer Wein. Unter den Winzern haben sich zwei Tendenzen des Weinbaus etabliert. Eine infolge französischer Berater und Kellermeister europäische Ausrichtung, die gerade in den Pionierjahren einen großen Beitrag für die Etablierung des Weinbaus in Indien geleistet hat. Im Zuge des neu entstehenden Geschäftsfeldes des Weinbaus kommen auch verstärkt Winzer hinzu, die eine „indische Art“ des Weinbaus umsetzen. Indien ist ein großes Land mit einer hohen Bevölkerung. Mit der Lockerung von Alkoholgesetzen und dem eingetretenen gesellschaftlichen Wandel eröffnet sich ein enormer Weinabsatzmarkt im eigenen Lande. Viele Weingüter haben daher sich an die Umsetzung von Weinen gewagt, die den Geschmack und Zeitgeist der indischen Bevölkerung treffen.

Vornehmlich werden Weine erzeugt, die zum einen den Ersttrinker in den Bann ziehen, aber auf der anderen Seite auch zu den klassischen würzigen indischen Gerichten passen. Das sind meist Weine von geringer Komplexität, die „geübten“ Weintrinkern nur wenig Neues bieten. Touristen und Indienreisenden dürften diese Weine, die v.a. aus den Rebsorten Bangalore Blue sowie der Bangalore Purple gewonnen werden, vornehmlich im Süden begegnen. Aber man braucht eine Verkostung indischen Weines nicht zu scheuen. Die in Europa angebotenen Weine aus Indien erfüllen höchste Ansprüche und erzielen bei Verkostungen regelmäßig hervorragende Kritiken.

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Anbaugebiete von Wein in Indien

Für den ersten Überblick über das Weinland Indien stellt sich jetzt natürlich noch die Frage, wo eigentlich die Anbaugebiete etabliert sind. Bis auf wenige einzelne Ausnahmen gibt es zwei Kernregionen, die als Heimat des indischen Weinbaus gelten. Mit dem zweitgrößten Gebiet startend, befindet sich ein Weinbauzentrum südlich sowie nördlich der Metropole Bengaluru im Bundesstaat Karnataka im Süden Indiens. Das Areal legt sich bananenförmig über die Stadt und erreicht am nördlichen Ende mit ihren Ausläufern die Grenze zu Andhra Pradesh. Das Gros der Winzer hat sich mit den Anbauflächen im nördlichen Bereich angesiedelt. Aus dieser Region stammt der derzeit hochwertigste Rotwein Indiens. Überhaupt ist indischer Wein meist Rotwein: die roten Rebsorten, v.a. Syrah und Cabernet Sauvignon, halten einen Anteil von 60 Prozent an der indischen Weinproduktion.

Die bedeutendste Region für den indischen Weinbau liegt jedoch etwas weiter nördlich am Tor zur Welt. Mumbai war einst nicht nur das Tor zur Welt, sondern vor allem auch das Tor zu Indien. Unter Weinliebhabern gilt heute Mumbai als Tor zu den indischen Winzern. Mumbai bildet als Knotenpunkt mit Pune und Nashik das bekannte „Vinologische Dreieck“. In diesem Dreieck werden derzeit etwa 75% der Jahresmenge in Indien kultiviert und rund 60% der derzeitigen indischen Winzer haben hier ihr Weingut angesiedelt. Eine Reise durch das „Vinologische Dreieck“ ist ein Spaziergang durch die Gärten der Maharadschas und eine Entdeckungstour durch die Aromen Indiens.

Weinkontor Indien GmbH hat sich seit etwa 2010 sich dem indischen Wein verschrieben. Als spezialisiertes Weinhaus werden ausschließlich Weine aus Indien geführt. Durch diese Spezialisierung erwartet den Weinliebhaber ein breites Sortiment an Weinen aus Indien mit der entsprechenden Expertise zu den Winzern und den Anbauregionen.

2 Gedanken zu „Indischer Wein: Wenn der Maharadscha zur Verkostung bittet“

  1. Interessant! Wieder was gelernt! Ob ich da allerdings ein begeisterter Abnehmer werde, wage ich zu bezweifeln. Nicht so sehr hinsichtlich einer Skepsis die Qualität betreffend, aber ich orientiere mich doch lieber im erreichbaren Umfeld. Falls ich aber irgendwann mal in Indien weilen sollte, schrecke ich vor einer Probe sicher nicht zurück…

  2. Indien- ich komme! Selbst in einem Weinanbaugebiet aufgewachsen und in einer Weinbau Familie, ist das Thema Wein immer von Interesse.
    Auf meiner nächsten Indien Reise werde ich auch einen Abstecher in ein Weingut machen ?