Das kleine Land am südwestlichsten Zipfel Europas (Kontinentaleuropas, um genau zu sein) weckt zahlreiche Assoziationen: Wein ist eigentlich immer dabei! Und Sonne… aktuell ja hier gerade eher Mangelware. Umso erfreulicher, als mich jüngst eine Einladung zu einer Weinreise in die portugiesische Weinregion Alentejo ereilte. Die ich natürlich sofort annahm, wäre ja auch seltendämlich, angesichts des dauernieselnden deutschen Herbstes (gefühlt: Winter) diese Gelegenheit verstreichen zu lassen. Sollte der Autor dieser Zeilen also in dieser Woche vor lauter Sonne, Wein und Portugal dazu kommen, darf die werte Leser*innenschaft dieses Weinmagazins sich auf unsere erste Themenwoche freuen: Wein und Portugal und wie das so zusammenhängt!
Daher versuche ich mal – auch zur Selbstbildung – einiges rund um Wein aus Portugal sowie Weinbau in Portugal in einem einführenden Artikel festzuhalten. Die nächsten Tage oder vielleicht auch erst in der kommenden Woche wird es dann mehr über portugiesischen Wein, die Weinbaugebiete Portugals und speziell die Weinregion Alentejo geben.
Das Weinland Portugal in nackten Zahlen
Umgeben vom wilden Atlantik im Westen und Spanien im Norden und Osten, verzeichnet das rund 10 Millionen Einwohner*innen zählende Portugal rund 25 Millionen Tourist*innen pro Jahr. Das ist ’ne ganze Menge, wobei sich die meisten Urlauber*innen auf den Süden bzw. die Algarve konzentrieren und Portugal als Weinland weniger im Zentrum des touristischen Interesses steht – auch wenn ein Gläschen Portwein sicher zum üblichen atmosphärischen Begleitprogramm zählt.
So ist auch der Tourismus der größte Wirtschaftsfaktor Portugals. Die wirtschaftliche Bedeutung des Weinbaus entspricht nicht der seiner Bekanntheit, ist aber trotzdem gegeben – gerade landwirtschaftliche Bereiche wie der Weinanbau und die Olivenölproduktion gehören zu den vergleichsweise wenigen Faktoren, die nach der Rezession der vergangenen Jahre für leichtes Wachstum sorgen. Nichtsdestotrotz gehört Portugal nach wie vor zu den ärmeren Ländern der EU (das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen einer*s Arbeitnehmer*in liegt nach Angaben des Auswärtigen Amtes derzeit bei rund 1.100 Euro brutto, der gesetzliche Mindestlohn bei 515 Euro brutto). Davon kann man sich nicht so viel guten Wein in Portugal kaufen, nehmen wir mal an…
Wobei: Nach Zahlen des kalifornischen Wine Institute (Stand: 2020) beläuft sich der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Wein in Portugal auf rund 41 Liter, das ist weltweit Platz 7. Deutschland liegt mit knapp 24 Litern auf Platz 13. (ratet mal, wer das Ranking angeblich anführen soll? …der Vatikanstaat mit 74 Liter Wein pro Jahr und römischem Stehkragen, haha. Wie war das nochmal mit Wasser predigen und Wein trinken?
Weinbau in Portugal
Dabei wird in dem rund 92.000 km² großen Portugal eine Menge Wein produziert: in den vergangenen 5 Jahren durchschnittlich 6.298 Millionen Hektoliter pro Jahr. Portugal kommt nach Angaben des OIV auf eine Rebfläche von rund 230.000 Hektar (Stand 2013), was die weltweit achtgrößte nationale Rebfläche darstellt (wieviel davon auf die Tafeltrauben- und Portweinproduktion entfällt, wissen wir nicht). Zum Vergleich: Deutschland kommt in dem Zeitraum bei einer Rebfläche von etwa 102.000 ha auf einen Ertrag von durchschnittlich 8.546 Millionen Hektoliter – mehr Regen und fruchtbarere Böden sei Dank.
Je nach Weinanbaugebiet in Portugal liegen die Erträge wegen der kargen Böden – bspw. in Alto Douro – teils bei nur 1.000 bis 1.500 Liter, was seeehr wenig ist. Aber die portugiesischen Weinregionen unterscheiden sich klimatisch teils erheblich: Während es im Süden, bspw. im Alentejo, im Sommer brütend heiß und knochentrocken ist, ist der Norden Portugals vergleichsweise feucht und kühl.
Aber nochmal zu den Erntemengen – zum Vergleich: In Deutschland liegt der gesetzlich festgeschriebene Hektarhöchstertrag für Qualitätswein bei 10.500 Liter, viele Winzer*innen arbeiten auch an dieser Höchstgrenze und könnten teils noch mehr aus ihren Weinbergen herausholen – was teilweise unter bestimmten Umständen auch getan wird…aber das würde hier zu weit führen.
Wir beschäftigen uns ja gerade mit Weinbau in Portugal, also weiter im Programm: Rund 30 Prozent der portugiesischen Rebfläche ist mit weißen Rebsorten bestockt, die restlichen 70 Prozent nehmen rote Rebsorten für die Rosé- und Rotwein-Produktion ein. In Portugal soll es zudem die größte Vielfalt an autochthonen Rebsorten geben, also Rebsorten, die dort entstanden sind, wo sie heute noch wachsen, teils auch nur dort. Die im Einzelnen aufzuzählen (es sind mehrere hundert), sparen wir uns hier, kennt sowieso niemand.
Ausgewählte Weine aus Portugal
Quellen: wikipedia.de, captaincork.com, OIV, deutschlandradiokultur.de
Bilder: 1 + 3: pixabay.com, 2: mat’s eye/CC BY 2.0 , Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Donzelinho_branco#/media/File:View_of_vineyards_in_The_Douro_Valley.jpg
Finde ich sehr informativ als Hintergrundwissen!