Mairena Malbec 2014 und Bornada 2011 oder: der Aha-Moment

Kürzlich saßen wir wieder einmal in größerer Runde zusammen, was eine gute Gelegenheit bot, die beiden Weine zu probieren, die uns mit freundlicher Empfehlung von Holger Casselmann mit der Postkutsche geschickt wurden. Der Wein sollte an dem Abend eigentlich nur eine Nebenrolle spielen, aber von dieser ihm zugedachten Bedeutung wusste er sich rasch zu emanzipieren.

Auf dem Tisch standen zwei Rotweine des Weinguts Familia Blanco aus Mendoza, Argentinien: ein Mairena Malbec 2014 und ein Mairena Bornada 2011. Was gibt es vorweg zu dem Wein zu erzählen? Die Trauben der beiden reinsortigen Rotweine wurden von Hand gepflückt und auch wenn der Wein nicht zertifiziert ist, sollen bei der Herstellung ausschließlich Mittel Verwendung gefunden haben, die für den biologischen Weinbau zugelassen sind. Beide verbrachten 6 Monate ihres Lebens in einem Barrique und hatten im Anschluss ausgiebig Zeit und Gelegenheit, in der Flasche weiter zu reifen. Mit 14 Umdrehungen waren beide gleich mächtig und hinsichtlich des Restzuckergehalts (2,5g/l + 2,7g/l) vergleichbar trocken.

Als die ersten Nasen genommen wurden, war der Wein natürlich Gesprächsthema – so war es ja auch gedacht: Wir probieren, erzählen uns gegenseitig, wie er schmeckt und dann widmen wir uns den übrigen Themen, die so anstehen. Aber der Wein sollte uns den ganzen Abend Gesprächsstoff bieten, wenn auch nur in Form begeisterter Kommentare. Denn das Schöne war: alle in der Runde tranken gerne Wein, einige bisher aber fast nur das, was beim Einkauf im Supermarkt mehr oder weniger gedankenlos aus dem Regal gegriffen wurde.

Unerwartet gut und vielseitig

Die ernsthafte Überraschung und Faszination, wie unerwartet gut und vielseitig ein Wein schmecken kann, war schön zu beobachten. Wir waren live dabei, wie sich bei denen, die Wein bisher nur als gesichtsloses alkoholisches Getränk konsumierten, plötzliche neue Welten auftaten – ein historischer Moment, wenn auch nur im Kleinen… aber wir greifen etwas vor.

Mairena Malbec 2014

Der Mairena Malbec 2014 machte den Anfang. Der Malbec gehört zu Mendoza wie der Riesling zum Rheingau. Und hier hatten wir ein schönes Exemplar vor uns. Fruchtig, mit intensivem Beerenaroma, glatt, dicht, kräftig und ein wenig Bifi – das Bouquet war reich bestückt. Dieser Malbec roch einfach lecker und vielversprechend, mehr Worte braucht es eigentlich nicht.

Auch geschmacklich gab der kräftige und dabei wunderbar fruchtige Mairena Malbec Vollgas: Blaubeere, etwas Zitrus, Tabak und Holz gaben sich die Hand und freundeten sich direkt an. Die Zungenspitze wurde von einer Erdbeernote gekitzelt, während sich weiter hinten ein schokoladiger Eindruck breit machte. Das feine Lakritz– bzw. Süßholz-Aroma, und die nussigen, fleischigen und würzigen Noten rundeten die ganze Sache noch ab. Hört sich wild an, passte aber alles wunderbar zusammen. Toller Wein, dessen Aroma lange im Mund blieb!

Mairena Bonarda 2011

Ob der ältere Mairena Bornada 2011 da noch einen draufsetzen kann? Wenn ihr noch nie von der Rebsorte Bonarda gehört habt, dann gehts euch so wie uns, wir kannten die bisher auch nicht wirklich. Wir sparen uns jetzt auch eine Darstellung, da das nicht so unkompliziert ist, wie man vielleicht denken mag… Wikipedia gibt eine gute kurze Einführung. Aber merken solltet ihr euch die Rebsorte Bonarda schon, denn der Wein war klasse. Was freilich v.a. am Weingut liegt. Der Mairena Bornada 2011 roch ganz ähnlich wie der zuvor getrunkene Malbec, nur etwas holziger und gereifter… letzteres kann aber auch Einbildung gewesen sein, da wir natürlich die Jahreszahl schon im Kopf hatten. So oder so: die anwesenden Nasen wurden alle überzeugt!

Nach dem ersten Probieren stürzten sich die Mittrinker*innen auf diesen argentinischen Rotwein wie Kinder auf Süßigkeiten. Lakritz und Fruchtgummis wurden als Referenzen genannt, auch wenn die damit womöglich einhergehende künstliche Zuschreibung auf den Mairena Bonarda überhaupt nicht zutrifft. Der Wein ist in seiner im Vergleich zum Malbec etwas kantigeren Art sehr harmonisch, dicht, fruchtig und kräftig mit fast schon likörigem Charme. Er entzückte mit einer ganz fein-saftigen Fruchtspitze und einem schön eingebundenen Holzaroma inklusive dezenter Vanillenote, die glücklicherweise nichts überlagerte. Er weckte bei einigen Assoziationen an Meerwasser und Laub und war einfach lecker – langer Abgang inklusive. Entsprechend schnell wurde auch diese Flasche geleert… ein Jammer.

Weinwonne-Fazit

Malbec oder Bonarda? Hauptsache Mairena! Die beiden Weine begeisterten ohne Abstriche: komplex und vielschichtig, dabei aber sehr harmonisch. Auch wenn es jeweils Präferenzen gab, waren sich doch ausnahmslos und uneingeschränkt alle einig, dass die beiden Rotweine aus Mendoza was Feines sind…. kommt auch nicht so oft vor. Also: Unbedingter Tipp, an dem sowohl erfahrene Trinker*innen als auch Anfänger*innen Spaß haben. Wer es geschmacklich gerne kompliziert und rauh mag, der*die sollte vielleicht die Finger davon lassen.

Kaufen könnt ihr die beiden Weine in Holger Casselmanns gut sortiertem Weinhandel.

Abschließend noch das Übliche: Wir haben den Mairena Malbec 2014 und Mairena Bornada 2011 zum Probieren und Beschreiben zugeschickt bekommen. Weder ist Geld geflossen, noch bestehen irgendwelche Absprachen, die ein günstiges Abschneiden des Weins in unserem Weinmagazin zum Inhalt haben.

1 Gedanke zu „Mairena Malbec 2014 und Bornada 2011 oder: der Aha-Moment“

  1. Wir haben den Artikel zu den beiden Weinen der Familia Blanco, Mairena Malbec und Bonarda mit Freude gelesen, einfach perfekt, zumal der Argentinische Wein im Allgemeinen leider zu unterbewertet erscheint.
    In vorangegangenem Falstaff zur letzten großen Südamerika Bewertung wurden Weine der Familia Blanco respektabel bewertet.
    – Bonarda Reserva 2014 92P (weitere int. Bewertung: Double Gold Medal ARG)
    – Bonarda 2015 91P (weitere int. Bewertung: James Suckling 91P)
    – Malbec 2015 89P (weitere int. Bewertung: James Suckling 90P)
    – Blend Reserva 2012 90P (weitere int. Bewertung: Guia Penin 91P)
    – Torrontes 2016 90P
    Mehr Beiträge aus der neuen Welt in der Fachpresse wären wünschenswert.
    Eltres Handels KG