Federweißer, Neuer Wein, Junger Wein, Rauscher, Bitzler u.s.w. – egal, unter welchem Namen diese erfrischende Weinvorstufe firmiert: Sie ist einfach köstlich (auch wenn es Weinliebhaber*innen gibt, die die Verwandtschaft zum Wein am liebsten leugnen würden)! Und nur begrenzte Zeit im Jahr verfügbar, nämlich zu Beginn der Weinlese. Lange gelagert werden kann der neue Wein nämlich nicht. Verschlossen werden auch nicht, da die Gärung noch nicht abgeschlossen ist. Bei Jungem Wein und Co handelt es sich nämlich um Traubenmost, der sich in Gärung befindet. Das ist zusammen mit dem hohen Anteil an Milchsäurebakterien auch der Grund, warum der Federweißer- oder Rauscher-Genuss ein wenig „gefährlich“ ist: Der limonadige Charakter verleitet dazu, mehr zu trinken, als die Verdauung zum gewohnten Fortgang ihrer Geschäfte verträgt. Die Folge: …könnt Ihr Euch sicher denken.
Federweißer (Weißwein) bzw. Federroter oder Roter Rauscher (Rotwein) sind typischerweise trüb und spritzig und verfügen in den ersten Tagen über einen Alkoholgehalt zwischen 3 und 5 Prozent. Je frischer er ist, desto süßer ist er. Wird er einige Tage gelagert (nur im Kühlschrank!), wird immer mehr Zucker in Alkohol umgewandelt und auch der Kohlensäuregehalt sinkt. Seinen Namen verdankt er übrigens den wie Federn umherschwebenden Hefeteilchen, die auch für die Trübung verantwortlich sind.
Böse Zungen behaupten, dass für die Verarbeitung zu Neuem Wein vornehmlich solche Trauben verwendet werden, denen ohnehin keine Karriere als Prädikatsweine beschieden wäre. Wer so etwas behauptet, wie wahr es auch sein mag, versündigt sich an der unbedingten Legitimation dieser herbstlichen Spezialität. Unsere Meinung! Was außerdem noch gegen die „Resteverwertungstheorie“ spricht: Federweißer, Roter Rauscher und Co sind so beliebt, dass damit ein gutes Geschäft gemacht wird. Allein in Rheinland-Pfalz werden jedes Jahr rund 2 Millionen Liter Federweißer verkauft.
Also, abschließend unsere Empfehlung: Wenn Ihr tatsächlich noch nie einen Federweißer oder Roten Rauscher probiert hat, unbedingt nachholen. Klassischerweise wird dazu ein Stück Zwiebelkuchen gegessen, aber auch eine deftige Brotzeit kann mit einem Neuen Wein nur gewinnen!
Bildnachweis: Dot Nielsen/CC BY-SA 2.0, Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Federweisser.jpg
Anzumerken wäre, dass es frühreife Rebsorten gibt, die fast ausschließlich für die Erzeugung von Federweißem genutzt werden. In Deutschland sind dies u.a. Neuzüchtungen wie Phönix. In Österreich wird traditionell auf die Bouvier Traube zurückgegriffen. Aber auch klassische Rebsorten eignen sich dazu.
Eine frühe Reife erfordert eine zügige Lese im Herbst, da Regen die reifen Trauben schädigen würde. Nebenbei zeichnen sich frühreife Rebsorten oftmals durch moderaten Alkohol/Zuckergehalt und Säuregehalt aus was wenig Eingriffe des Winzers erfordert. Es ist zwar durchaus möglich aus beinahe allen Rebsorten Prädikatsweine herzustellen, doch eine Vermarktung von Federweißem erlaubt eine Lese bereits im August – somit einige Wochen vor der regulären Lese – und dank der damit verbundenen kulinarischen Tradition dürfte es sich um ein umsatzkräftiges Produkt handeln, das mehr Deckungsbeitrag liefert als herkömmlicher Tafel- oder Landwein.