Die Geschichte des türkischen Weins ist so vielfältig und faszinierend wie die Landschaften, in denen die Reben gedeihen. Obwohl die Türkei oft nicht im Mittelpunkt der internationalen Weinwelt steht, blickt das Land auf eine jahrtausendealte Weintradition zurück, die bis in die Antike reicht.
Der Ursprung
Die Wurzeln des Weinbaus in der Türkei reichen bis ins Jahr 7000 v. Chr. zurück. Archäologische Funde im Südosten der Türkei zeigen, dass Wein bereits in dieser Zeit eine wichtige Rolle spielte. Diese Region war eine bedeutungsvolle Drehscheibe für den Weinhandel im Mittelmeerraum. Sie gehört zu den ältesten Weinanbaugebieten der Welt.
Im zweiten Jahrtausend vor Christus beherrschten die Hethiter das anatolische Hochland. Die Hethiter verehrten den Wein in religiösen Zeremonien und machten den Wein zum Kulturgut.
Der Einfluss des Osmanischen Reiches
Während der Herrschaft des Osmanischen Reiches hat sich der Islam verstärkt ausgebreitet. Dadurch wurde der Weinbau stark eingeschränkt. Der Koran verbietet den Konsum von Alkohol, daher geriet der Weinbau mehr und mehr in Vergessenheit. Ganz verschwunden ist die Weinkultur allerdings nie. Armenier und Griechen, beides nicht-muslimische Gemeinschaften, setzten die Tradition des Weinbaus fort. So wurde die Kultur des Weinbaus über Jahrhunderte hinweg aufrechterhalten.
Die Rückkehr des türkischen Weins
Im 20. Jahrhundert begann die moderne Weinproduktion in der Türkei. Im Jahr 1923 wurde von Mustafa Kemal Atatürk die Republik Türkei gegründet. Der Gründer der Republik erkannte das Potenzial des Weinbaus für die türkische Wirtschaft und legte daher Wert auf die Förderung des Weinbaus. Zu dieser Zeit wurden viele der heute noch bekannten türkischen Weingüter gegründet. Die Weinproduktion erlebte einen neuen Aufschwung.
Die Vielfalt der Rebsorten
Es gibt über 1200 verschiedene Rebsorten in der Türkei. Diese Vielfalt spiegelt die reiche Geschichte und die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen wider, die das Land prägen. Viele der Rebsorten sind autochthon. Das bedeutet, dass diese Rebsorten einzigartig für dieses Land sind. Bekannte Sorten dafür sind beispielsweise Kalecik Karası, Öküzgözü und Boğazkere. Diese Rebsorten führen zu Weinen mit charakteristischen Aromen, die eine außergewöhnliche Tiefe haben.
Die Kalecik Karası ist eine rote Rebsorte aus Zentralanatolien. Sie ist für ihre fruchtigen Aromen und ihre sanften Tannine bekannt. Die Weine, die sie hervorbringt, erinnern oft an rote Beeren und Kirschen. Sie zeichnen sich durch eine ausgewogene Säure aus.
Die Rebsorte Öküzgözü stammt aus Ostanatolien und ist ebenfalls sehr bedeutend für die Weinkultur in der Türkei. Diese Sorte produziert kräftige, farbintensive Weine mit Aromen von dunklen Früchten und Gewürzen, die eine lange Reifungspotenz haben.
Boğazkere ist eine der bekanntesten und ältesten roten Rebsorten der Türkei und ein echtes Juwel des anatolischen Weinbaus. Der Name „Boğazkere“ lässt sich als „Kehlkopfkratzer“ übersetzen, was auf die kräftigen Tannine hinweist, die diesen Wein auszeichnen. Die Rebsorte stammt ursprünglich aus der Region Diyarbakır im Südosten der Türkei, wo sie auf den kargen Böden und unter den extremen klimatischen Bedingungen bestens gedeiht. Boğazkere-Weine sind tiefdunkel und kräftig, bekannt für ihre intensive Farbe und ihre komplexen Aromen. Typische Duftnoten umfassen dunkle Früchte wie Pflaumen und Kirschen, begleitet von Nuancen von Tabak, Leder, Schokolade und Gewürzen. Diese Weinsorte verfügt über ein gutes Alterungspotenzial und sind besonders geeignet für den Ausbau im Holzfass, wo sie zusätzliche Tiefe entwickeln können.
Bei den weißen Rebsorten ist Narince besonders hervorzuheben. Diese Rebsorte stammt aus dem Schwarzmeergebiet und ist bekannt für ihre frischen, zitrusartigen Aromen und ihre feine Säure. Narince-Weine sind oft sehr aromatisch, mit Noten von Apfel, Birne und Zitrusfrüchten, und haben ein gutes Alterungspotenzial.
Eine weitere interessante weiße Rebsorte ist Emir, die vor allem in Kappadokien angebaut wird. Sie bringt leichte, frische Weine mit blumigen und mineralischen Noten hervor.
Sowohl im Inland als auch auf dem internationalen Weinmarkt sind diese Sorten sehr beliebt. Wer probieren und dafür nicht in die Türkei reisen möchte, kann sich beispielsweise bei Sarap.Online einen Eindruck verschaffen.
Verschiedene Weinregionen der Türkei
Die bedeutendsten Weinregionen liegen vermehrt im Westen der Türkei. Die Ägäisregion verfügt über reichhaltige Böden und gemäßigte Temperaturen. Sie bringt einige der beliebtesten Weißweine des Landes hervor.
Die Region Thrakien liegt im europäischen Teil der Türkei. Sie ist bekannt für ihre Rotweine. In Zentralanatolien, insbesondere rund um die Hauptstadt Ankara, entstehen viele sehr besondere Weine. Hierbei handelt es sich, wie oben beschrieben, oft um autochthone Rebsorten.
Alte Reben, neue Chancen
Herausforderungen der Weinbranche sind nach wie vor vorhanden. Dazu gehören heute strenge Alkoholgesetze und hohe Steuern. Dadurch wird der inländische Konsum von Wein erschwert und eingeschränkt. Jedoch gibt es ein wachsendes Interesse an türkischem Wein, sowohl von inländischen Weinliebhabern als auch von internationalen Interessenten. Vor allem die junge türkische Generation hat Wein als Kulturgut wieder für sich entdeckt.
Die Türkei hat das Potenzial, sich in den nächsten Jahren einen sicheren Platz auf der internationalen Weinbühne zu festigen. Die einzigartigen Rebsorten stellen eine vielversprechende Alternative zu den bereits etablierten Weinnationen dar. Die Wiederentdeckung und Förderung dieser Rebsorten ist ein wichtiger Schritt, um die türkische Weinbaukultur zu stärken und ihre Einzigartigkeit zu bewahren.
Wie sich die türkische Weinproduktion weiterentwickeln wird und welche Rolle sie auf dem internationalen Weinmarkt spielen wird, bleibt spannend.