China Weinproduktion: Kritik wegen ungenauer Meldung

In der letzten Woche machte eine große Schlagzeile die Runde: Die Weinproduktion in China soll sogar die Frankreichs überholt haben. Bei genauerem Durchlesen wurde zwar meist deutlich, dass sich die ursprüngliche Pressemitteilung der OIV (Internationale Organisation für Rebe und Wein) auf die Rebfläche bezog und nicht auf die produzierte Weinmenge: Demnach liegt China mit einer Rebfläche von knapp 800.000 Hektar mittlerweile weltweit auf Rang zwei hinter Spanien. Auch wir haben darüber berichtet.

Dabei musste jedoch auffallen, dass es eine erhebliche Diskrepanz zwischen Rebfläche und produzierter Weinmenge gab: 2014 belief sich die Weinproduktion in China auf rund 11 Millionen Hektoliter, während Frankreich bspw. auf über das Vierfache kam. Dankenswerterweise hat sich der Branchendienst Wein-Inside etwas nachhaltiger gewundert und einmal bei der OIV nachgefragt. Tatsächlich beruhen die kommunizierten Daten auf Angaben chinesischer Statistiken, die alle Rebflächen für Tafel- und Keltertrauben zusammenfassen. Sprich: Auf den knapp 800.000 Hektar werden nur zu einem Teil Reben für die Weinproduktion angepflanzt und bewirtschaftet.

China Weinproduktion: Rebfläche zur Weinherstellung bedeutend geringer

Ganz genau lasse sich nicht ermitteln, wie groß die Flächen für die Weinproduktion in China tatsächlich sind. Wein-Inside verweist auf einen Report des us-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums, der für 2014/2015 in China eine Fläche von 735.000 Hektar zur Tafeltraubenproduktion ausgemacht haben will. Was wiederum bedeuten würde, dass nur auf etwa 65.000 Hektar Weinbau betrieben wird – wofür die Jahresproduktion von rund 11 Millionen Hektoliter in 2014 allerdings eine sehr ordentliche Größe darstellen würde. Zum Vergleich: Deutschland kommt mit einer Rebfläche von rund 102.000 Hektar auf einen Ertrag von etwa 9,7 Millionen Hektoliter. Auf jeden Fall müssten nach solchen Zahlenspielen die auf den Weinbau zielenden Statistiken ganz anders aussehen.

Andererseits dürfte die Meldungen der vergangenen Woche nur darauf vorbereiten, was in den kommenden Jahren weinmäßig von China zu erwarten ist…