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Oha: Günstige Bio-Rotweine aus dem Discounter – Teil 2

Angefangene Dinge sollte man zu Ende bringen. Sagt man ja so bzw. bekommt man so beigebracht. Halte ich persönlich zwar für Quatsch, das pauschal so zu sehen, aber in diesem Fall haben wir uns mal daran gehalten. Wobei: wir haben uns ziemlich Zeit gelassen mit Teil 2 der Verkostung von Bioweinen aus den Discountern …

Vor mehr als einem Jahr hatten wir „Großes“ vor: Die ganzen Bio-Rotweine aus Aldi, Netto, Lidl und Co durchzuprobieren und mal zu schauen, ob man für kleines Geld was einigermaßen Trinkbares bekommt. Mittlerweile haben ja alle Discounter und Supermärkte günstige Bioweine im Programm. Wer sich ein bisschen mit Wein auskennt, macht in der Regel einen Bogen um solche Weine, auch ist bei Preisen von 2 bis 3 Euro die geliebte Bio-Romantik völlig fehl am Platze – klar, dass das industriell gefertigte Massenprodukte sind. Aber trotzdem: Manchmal hat man ja als Student*in oder auch sonst nur ein paar Euro in der Tasche und dann muss es sowas dann auch mal tun.

In unserem ersten Bio-Rotwein-Test (der lustigerweise zu den meistgelesenen Artikeln in unserem Weinmagazin zählt) haben wir die infrage kommenden Weine von Lidl, Netto und Rewe getrunken – insgesamt 5 Stück bzw. 6, weil unerwartet noch ein günstiger Bio-Rotwein dazu kam. War lustig und teilweise auch überraschend.

Für den 2. Teil haben wir uns also die entsprechenden Exemplare von Aldi, Penny und Alnatura (quasi als Bio-Discounter) besorgt. Edeka haben wir glatt vergessen. Macht aber auch nix.

Auch diesmal wurde eine Runde mutiger Tester*innen versammelt, die die insgesamt 4 Weine probieren, knallhart bewerten und bestenfalls trinken sollten: Aus dem Aldi den Dornfelder Spätburgunder 2014 und den Côtes du Rhônes 2014, aus dem Penny den Bio-Tempranillo und aus dem Alnatura den La Mancha Tinto 2013. Diese Bioweine kann man freilich nicht direkt vergleichen, darum ging es aber auch nicht. Das einzige, was interessierte: Bekommt man im Discounter einen trinkbaren Biowein für unter 4 Euro? (das war die Ansage aus Teil 1, daher musste sie auch für den zweiten Teil gelten…)

Dornfelder Spätburgunder – Qualitätswein – Rheinhessen – 2014 – 12 % Vol. – GutBio – für 2,99 € bei Aldi Nord

Dornfelder Spätburgunder Aldi

Dieses Rotwein-Cuvée der Aldi-Marke GutBio kommt schon mit einem leicht asymmetrisch gestalteten Etikett daher, dessen Optik ungebleichtes Recyclingpapier imitiert. Darauf prostet uns ein untersetzter Winzer zu, dem leider das Gesicht fehlt. Armer Kerl. Wir wollen nicht hoffen, dass es am Wein liegt…

Der Dornfelder Spätburgunder aus dem Aldi riecht recht alkoholisch (das Wort spritig ist gefallen), dennoch schaffen es ein paar süße Beerennoten, sich durch den Dunst zu kämpfen. Das Bouquet wird durch eine leicht säuerliche Komponente ergänzt, was einhellig als recht unvorteilhaft eingeschätzt wurde.

Geschmacklich knüpft dieser Aldi-Biowein leider an den ersten flüchtigen Eindruck an: Tendenziell wässrig, bleibt das Saure des Dornfelder Spätburgunder bestehen und setzt sich am Gaumen fest. Dabei ist dieser Rotwein auch ziemlich süß, mit etwas Phantasie lassen sich Waldfrucht-Aromen ausmachen. Erinnert eher an eine Bowle als an einen Rotwein. Mehr ist uns dazu dann auch nicht eingefallen.

Fazit: Dieser Wein schmeckt billig – was bei einem Preis von unter 3 Euro für einen Bio-Rotwein aber auch keine Überraschung ist. Wer keine Ansprüche an einen Wein stellt, könnte damit ganz gut bedient sein. Darüber hinaus sind wir uns einig, dass der Dornfelder Spätburgunder von Aldi eine günstige Grundlage für einen Cola-Schoppen darstellen kann.

Tempranillo – Vino de la Tierra de Castilla – 2014 – 12,5 %Vol. – für 2,19 € bei Penny

Bio-Tempranillo Penny

Der zweite Wein in der Runde war der Bio-Rotwein aus dem Penny, ein trockener Tempranillo aus dem spanischen Anbaugebiet Kastilien-La Mancha, der güteklassentechnisch in der Landwein-Kategorie zu verordnen ist. Solides Discounter-Design, mit krassen 2,19 € der günstigste Biowein in unserem Test.

Nach der ersten geschmacklichen Herausforderung waren die Befürchtungen beim nächsten Wein groß – die beim ersten Schnuppern zumindest vorerst bestätigt wurden: Der Bio-Tempranillo riecht zwar nicht besonders intensiv, dennoch etwas scharf und herb – eine freundliche Einladung sieht anders aus. Die meisten Nasen in der Runde wurden gerümpft, ich für meinen Teil fand jedoch, dass der Penny-Wein ein etwas fruchtigeres Bouquet hat, als der Vorgänger aus dem Aldi. Mit etwas Wohlwollen ist auch ein wenig Erdbeermarmelade mit Schuss auszumachen.

Ängstlich wurde reihum am Glas genippt, und siehe da: die Gemüter erhellten sich unerwarteterweise. Mit seinen dominanten, aber insgesamt noch moderaten Tanninen und seiner trockeneren Fruchtnote kommt dieser Rotwein deutlich kräftiger und – eben – trockener daher. Während ihn eine Person einfach nur öde fand, wurde der Tempranillo ansonsten mit besänftigten Kommentaren wie ganz ok, fruchtig und hat was Süffiges bedacht. Und das, obwohl der Wein nach hinten raus mit einer leicht herben, alkoholischen Note aufwartet.

Fazit: Auch wenn der Bio-Tempranillo aus dem Penny nicht allen gleichermaßen zugesagt hat, so ließ sich doch feststellen: er schmeckt weitaus besser als er riecht! Und unbestritten eine Steigerung zum ersten getesteten Discounter-Biowein. Alles andere als ein komplexer, harmonisch ausbalancierter Rotwein, aber einigermaßen trinkbar.

Côtes du Rhône – AOP – 2014 – 13 %Vol. – GutBio – für 3,49 € bei Aldi Nord

Cotes du Rhone Aldi

Als nächstes also ein Côtes du Rhône…mag ich eigentlich, mal schauen, was die günstige Aldi-Bio-Variante zu bieten hat. Mit knapp 3,50 € der teuerste Rotwein in dieser Runde, der mit klassischem Design, Wappen und Pipapo einen wertigen Eindruck machen will.

Die erste Riechprobe vermittelt sogleich einen etwas säuerlichen Eindruck, zudem etwas herb, leicht holzig und alkoholisch. Wenn es Fruchtnoten gibt, verstecken sie sich gut. Alles in allem schnitt der Bio Côtes du Rhône im Geruchstest ziemlich schlecht ab.

Beim Geschmack allerdings schieden sich die Geister: Während einhellig ein fruchtiges Aroma festgestellt wurde, verwiesen einige auf bittere Anklänge, die von anderen jedoch nicht bestätigt wurden. So bewegten sich die Urteile zwischen mild und frisch (was vielleicht an der leichten Kohlensäure liegt), erdbeerig und himbeerig sowie schmeckt nach Steak und genauso schlecht wie der Dornfelder Spätburgunder … interessant! Ich für meinen Teil fand den ehrlich gesagt gar nicht sooo schlecht: zwar auf niedrigem Niveau, aber dennoch irgendwie geschmeidig und frisch, dabei subtil fruchtig mit herben Noten, die (moderat) an Traubenkerne kauen erinnern, grüne Tannine sagt man da wohl.

Fazit: Der Côtes du Rhône aus dem Aldi ist ganz offensichtlich eine Geschmacksfrage. Allerdings bewegt er sich geschmacklich durchaus in Weinsphären und kann von Anfänger*innen mal gekostet werden. Oder man benutzt ihn zum Kochen.

La Mancha – Tinto – D.O. – 2013 – 13,5 %Vol. – Edition Alnatura – für 2,99 € bei Alnatura

La Mancha Alnatura

Und schon sind wir beim letzten Bio-Rotwein angekommen, einem trockenen Tempranillo aus dem spanischen La Mancha (der Schauplatz von Don Quijotes vergeblichem Kampf gegen die Windmühlen) – übrigens der einzige Wein an diesem Abend, der auch als vegan gekennzeichnet ist (nicht jeder Wein ist vegan). Das schlichte Etikett wirkt bodenständig, hat was Ländliches, kann mir gut vorstellen, wie gestresste Großstädter*innen nach der Arbeit diese Flasche öffnen, um dann sehnsuchtsvoll in der Zeitschrift „Landlust“ zu blättern. Aber genug der Lästereien, vom Design wollen wir uns freilich nicht beeinflussen lassen, weiter mit der nasalen Begutachtung.

Die bis auf einen Einwurf (sauer) recht positiv ausgefallen ist. Eindeutig das angenehmste Bouquet an diesem Abend. Der La Mancha aus dem Alnatura-Biosupermarkt riecht tatsächlich wie ein halbwegs ordentlicher Wein: etwas fruchtig (Brombeere), leichte Fleischnote (Bifi) und nicht so spritig und eindimensional wie die anderen Bioweine.

Geschmacklich ist der eher glatte Öko-La Mancha nicht uninteressant: Die Frucht ist nicht superpräsent, aber vorhanden – und sie wandelt sich langsam von saurer Sauerkirsche mit Blaubeertouch zu einer kleinen Erdbeere. Einer anderen Mittrinkerin kamen Assoziationen von Kirsch-Erdbeereis. Ganz nett. Dieser trockene Tempranillo ist aber durchaus auch herb, leicht rauchig und adstringierend. Im Gesamten etwas kräftiger als die anderen Weine, aber auch nur ein bisschen.

Fazit: Für etwa die Hälfte der Trinkgesellschaft war der Alnatura-Wein der klare Favorit (ganz lecker, vollmundig) dieser Verunkostung, der anderen Häfte ist es dann doch sichtbar schwer gefallen, einen Favoriten zu bestimmen. Dieser Bio-Rotwein ist sicher kein Wein zum Genießen, aber für einen 3 Euro-Wein ist er nicht so schlecht. Eine Person bekam warme Ohren – daher vielleicht ein gutes Wintergetränk?

Fazit-Fazit: Die Bio-Rotweine von Aldi, Penny und Alnatura im Vergleich

Für mich persönlich und auch für die eine oder andere war es ein harter Abend, wenngleich nicht so schlimm wie erwartet. Wer regelmäßig guten Wein trinkt, dürfte diesen günstigen Bioweinen wenig abgewinnen. Guter Wein versaut echt den Geschmack! Aber das ist ja bei vielen Lebensmitteln so. Das heißt aber nicht, dass diese Weine untrinkbar sind. Für Menschen, die noch nicht so tief in die Weinwelt eingetaucht sind, kann der eine oder andere dieser Weine durchaus in Ordnung gehen. Davon ausgenommen: der Dornfelder Spätburgunder aus dem Aldi, der geht beim besten Willen nicht.

Und nur mal so am Rande: Das Wissen um den günstigen Preis und die entsprechende Qualität spielt beim Geschmacksempfinden sicher immer eine Rolle. In Gesprächen mit Weinexpert*innen wurde uns das auch mehrfach schon bestätigt, bspw. als von Profi-Verkostungen berichtet wurde, in denen billigster Tetrapack-Wein als ordentlicher Mittelklasse-Wein beschrieben worden war, nachdem man ihn in eine hübsche Flasche umgefüllt hatte. So ähnlich ist auch mein Fazit: Ich habe schon oft Rotweine für 5, 6 oder 7 Euro getrunken, die auch nicht viel besser geschmeckt haben, als die letzten 3 getesteten Weine dieser Runde – was freilich nicht für die günstigen, sondern eher gegen diese teureren Weine spricht.

5 Gedanken zu „Oha: Günstige Bio-Rotweine aus dem Discounter – Teil 2“

  1. „Guter Wein versaut echt den Geschmack!“ Find‘ ich echt gut, diesen Spruch, der auf mich wohl ganz gut paßt. Jedenfalls habe ich auch gerade auf der „Vinessio“ festgestellt, daß Wein der unteren Preiskategorien (und den gibt’s da hauptsächlich) geschmacklich fast durch die Bank bei mir durchfällt. Egal ob Bio oder nicht.
    Allerdings muß ich gestehen, daß manchmal auch hier Ausnahmen die Regel bestätigen. Ein Wein vom Lidl hat mich neulich mal in Erstaunen versetzt:
    https://ec1962.wordpress.com/2016/01/22/seitensprung-in-den-discounter/

    • Wieso gibts denn auf dieser Weinmesse hauptsächlich Wein aus den unteren Preiskategorien? Bzw. was bedeutet das genau für Dich? Bis 7 oder 10 Euro?
      Hm, ich finde, zwischen 5 und 10 Euro kann man schon schöne Weine finden. Aber kommt natürlich auch immer darauf an, wonach man sucht: einen guten Wein oder einen mit einzigartigem Charakter.

      Diesen Sauvignon Blanc aus dem Lidl kenne ich nicht, hört sich aber interessant an…ich LIEBE Sauvignon Blanc 🙂 Weißt Du, was der da kostet?
      Ansonsten verweise ich bei Supermarktwein-Diskussionen in letzter Zeit gerne auf das Edition H-Cuvée aus dem Penny…womöglich kein einzigartiger Wein, aber sehr lecker, fruchtig-saftig finde ich…

      • Ja, das meiste war so im Bereich 4 bis 7 Euro. Aber auch da gibt’s natürlich schöne Sachen. Bei der Messe war aber fast alles, was ich probiert habe, fast schon penetrant restsüß. Mehr so die Schoppenweinfraktion, bei der der Zucker die Aromen nicht stützt, sondern eher verdeckt. Ist einfach nicht mein Ding. Die einzig -für mich- brauchbaren Weine stammten aus Portugal (10 / 14 EUR), ein Chardonnay aus Peru (! – 10 EUR), ein Morillion aus der Südsteiermark (11 EUR), ein Welschriesling und ein Zweigelt aus der Steiermark (6 / 8 EUR) sowie ein Blauer Silvaner aus Franken (7 EUR).
        Der Quincy kostet übrigens 7,49 EUR / Fl. und wurde von meiner Verwandtschaft in Oberfranken gekauft…

        • Alles klar, danke.

          Ja, direkt vom Weingut gibts natürlich auch schon für vergleichsweise wenig Geld schöne Weine…wer in einer Weinregion wohnt, sollte unbedingt mal ein paar Weingüter abklappern und rumprobieren. Macht ja auch Spaß, in direkten Kontakt zu treten. Messen sind dafür natürlich auch ein geeignetes medium.

  2. Ich trinke selten Alkohol. Einmal die Woche gibts zum Mittagessen ein kleines Gläschen primitivo bei meinen Eltern. Ich habe mir letzte Woche den Aldi Bio Rotwein Dornfelder Spätburgunder gekauft und über die Woche jeden Tag ein Gläschen zum Mittagessen getrunken. Ich bin begeistert. Ich finde, er schmeckt auch nicht schlechter als der Privitivo für 6 oder 7 EUR.