Was macht ein Weingut eigentlich im Winter?

Interview mit Patrick Johner vom Weingut Karl H. Johner. 

Was machen Winzer*innen im Winter eigentlich? Ausruhen vom langen, arbeitsreichen Sommer und Herbst? Wein trinken? Oder verbringen sie die ganze Zeit im Keller, um dem reifenden Wein den rechten Weg zu weisen? Patrick vom badischen Weingut Johner war so freundlich, uns einen kleinen Einblick zu geben.

Weinwonne: Was macht ein Weingut eigentlich im Januar und Februar? Die Trauben wurden im Herbst eingebracht, der Wein reift nun langsam in den Fässern heran und im Weinberg ist es kahl und eisig. Da gibts doch sicher wenig zu tun, oder? Ist das die Zeit, selbst in Ruhe Wein zu trinken?

Patrick Johner: Das Arbeitsaufkommen im Weingut in diesen zwei Monaten ist im Vergleich zu den restlichen Monaten in der Tat sehr gering. Deshalb werden in den arbeitsintensiven Monaten (Sommer mit Laubarbeit / Entblätterung / Grüne Lese und Herbst mit der Ernte) zusätzlich Saisonarbeitskräfte beschäftigt. Diese stammen bei uns aus Polen und Rumänien. Bei uns legen wir sehr viel Wert auf diese qualitätsfördernde Handarbeit. Jetzt im Januar und Februar ist es sogar schwierig, unseren Festangestellten genügend Arbeit zu geben. Neben dem Rebschnitt wird bei schlechter und unangenehmer Witterung Arbeit im Keller gesucht.

Manche, reifere Weine, die noch nicht abgefüllt wurden, können für die Füllung vorbereitet, d.h. filtriert und abgefüllt, werden. Ende Februar beginnen wir mit der Stabilisation (Eiweiß- und Weinstein-Stabilisation) der neuen 2015er Weine, die zur Prowein (Mitte März) herausgebracht werden. Ansonsten bleibt nur noch etikettieren, aufräumen und Dinge reparieren übrig. Viele Faktoren, die man mit Festangestellten berücksichtigen muss.

Weinwonne: Hat man denn nie frei als Winzer*in?

Patrick Johner: Wenn das Umfeld stimmt, kann man in der Tat Januar und Februar komplett ohne Arbeit im Weingut gestalten… Manche Winzer beginnen mit dem Rebschnitt schon im November und sind bis Weihnachten damit fertig. Es gibt sogar Weinbergsanlagen, in denen man den Rebschnitt nur noch komplett maschinell oder gar nicht mehr durchführt (Nichtschnittanlagen).

Als Winzer, der hochpreisige Weine mit hoher Qualität produziert, kommen nur qualitätsfördernde Arbeiten in Frage… Dazu zählt z.B. der richtige Zeitpunkt des Rebschnitts, durchgeführt von einer ausgebildeten Fachkraft. Im Video sieht man ja diese Fachkräfte und ich bin froh, dass wir die haben.
Was viele Leser evtl. nicht wissen, ist, dass in diesen zwei Monaten viele Planungen für das kommende Jahr durchgeführt werden. Viele Gespräche mit unseren Händlern und Großhändlern. Dann noch mehr Anfragen von Privatpersonen, die im Sommer eine Weinreise an den Kaiserstuhl planen und eine Weinprobe bei uns einplanen möchten.

Weinwonne: Und wie stehts um den Wein: Braucht es zu dieser Zeit viel Kontrolle und Fürsorge oder gedeiht er weitestgehend alleine?

Patrick Johner: Hochwertige Weine benötigen Zeit zum Reifen. Die größte Kontrolle im Keller benötigt man bei der Gärung. Ist diese vorbei und es gab keine Komplikationen, müssen danach die Fässer oder Tanks nur randvoll gemacht werden und ruhen. Beim Ausbau im Barriquefass verdunstet ein Teil des Weines und jede Woche müssen diese Fässer dann aufgefüllt werden. Da die Temperaturen im Keller zu dieser Jahreszeit sehr niedrig sind, passiert sehr wenig. Im Frühling beginnt dann bei manchen Weinen durch die steigenden Temperaturen der biologische Säureabbau und da muss man wieder genau aufpassen.

Danke an Patrick für das Interview!

Wer mehr über das Weingt Johner, das im Übrigen noch eine Zweigstelle in Neuseeland besitzt, erfahren möchte, kann hier einen Blick auf die Webseite werfen.