Weinbaugebiet Mosel: Steillagen, Schiefer und zahlreiche Rekorde

Kürzlich haben wir uns für eine sehr angenehm verlaufende Weinprobe an der Mittelmosel getummelt und dabei herausgefunden, dass man auch an der Mosel gute Weine zu bezahlbaren Preisen findet. Gelegenheit genug, um dieses tolle Weinbaugebiet einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Das Weinbaugebiet Mosel ist eines der 13 deutschen Anbaugebiete für Qualitätsweine – bei weitem nicht das größte, aber sicher eines des bekanntesten. Es umfasst nicht nur die Weinberge entlang der Mosel, sondern auch die an den Nebenflüssen Saar und Ruwer, weshalb das fünftgrößte Weinbaugebiet Deutschlands bis 2007 auch Mosel-Saar-Ruwer hieß. Mehr als 4.000 Winzer*innen gibt es hier, viele davon betreiben die Winzerei als Nebenerwerb.

Mosel Weinbaugebiet

Mosel: Schon seit 2.000 Jahren Weinbau

Ebenso wie am Rhein wird an der Mosel fast schon seit Urzeiten Wein angebaut, erste Berichte sollen aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stammen und gehen auf das Konto der alten Römer (Mosel und Rheinhessen streiten sich freilich darüber, wo zuerst Wein angebaut wurde). Sie fanden hier gute klimatische Bedingungen vor: Die Hänge und Täler mit ihren kalk- und schieferhaltigen Böden entlang der Flüsse boten und bieten heute noch ein optimales Verhältnis zwischen Sonneneinstrahlung, Erwärmung und Niederschlagsmenge für den Weinbau und speziell für Riesling-Reben. Die steilen Schieferhänge speichern tagsüber die Sonne und geben die Wärme nachts wieder an den Weinberg ab.

Bremmer-Calmont Mosel
Bremmer-Calmont, angeblich der steilste Weinberg Europas

Weinbau an der Mosel ist ’ne steile Sache

Die berühmten Steillagen sind das Wahrzeichen des Weinbaugebiets Mosel – tatsächlich liegt rund die Hälfte der dortigen Rebflächen in Steil- und Terrassenlagen mit über 30 Grad Hangneigung. Angeblich soll es nirgendwo sonst so viele steile Weinberge geben wie an Mosel – mit dem Bremmer-Calmont mit 68 Prozent Steigung liegt hier auch der steilste Weinberg überhaupt. Was für romantische Weinfotos sorgt, bedeutet aber für den Alltag der Winzer*innen harte Arbeit. Ab einer gewissen Hangneigung ist nämlich kein Maschineneinsatz mehr möglich und wenn doch, dann nur in begrenztem Umfang. Zwar wird auch andernorts noch häufig mit der Hand geschnitten und gelesen, aber man kann sich gut selbst ausmalen, dass eine solche Arbeit in einem steilen, steinigen Hang deutlich beanspruchender ist als in einer Flachlage. Das gibt schöne Wadenmuskeln… Manche Lagen sind auch so steil, dass man kaum zu Fuß darin arbeiten kann – hier findet man häufiger Schienen bzw. Zahnradbahnen, auf denen kleine Sitze oder Körbe angebracht sind, auf denen man sich durch den Weinberg fahren lassen kann, wie auf dem Bild zu sehen ist.

Mosel Wein Steillage

Mosel: Riesling, Riesling, Riesling – und Elbling gibt’s auch noch…

Und was wächst da so an der Mosel? Riesling natürlich. Über 60 Prozent der rund 8.800 Hektar zählenden Rebflächen des Weinbaugebietes Mosel sind mit Rieslingreben bestockt, womit die Region auch das größte zusammenhängende Riesling-Anbaugebiet der Welt ist. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum der Riesling an der Mosel so verbreitet ist: Ende des 18. Jahrhunderts soll der Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus verordnet haben, dass an den Moselhängen nur noch Riesling-Reben anzupflanzen seien, weil sie sich am besten eigneten. Zwar gibt es Menschen, die darauf verweisen, dass eine derart lautende Verordnung nicht zu finden sei (vielmehr habe der Wenzeslaus befohlen, die „schlechten Reben“ auszureissen und dafür „gute Reben“ anzupflanzen), dennoch dürfte der damalige Beschluss, wie auch immer er im Detail gelautet haben soll, für eine weitere Verbreitung gesorgt haben. Wie auch immer…

Mosel Wein Terrassen

Zudem wird an der Mosel noch vergleichweise viel Elbling, v.a. an der Obermosel, angebaut – die weiße Rebsorte, die damals schon von den Römern gepflanzt wurde, bis ins Mittelalter die häufigste Rebsorte in Deutschland war und als eine der ältesten Weinsorten Europas gilt. Während sie heute fast von der Bildfläche bzw. aus den Weinbergen verschwunden ist, kommt der Elbling an der Mosel immerhin noch auf über 500 Hektar Anbaufläche, womit sie dort ebenfalls weltweit am häufigsten vertreten ist und eine besondere Spezialität darstellt. Mittlerweile gibt es mit Dornfelder, Spätburgunder und Co auch wieder Rotweine in der Region – bis Ende der 1980er Jahre war deren Anbau im Weinbaugebiet Mosel untersagt. Mit rund 90 Prozent Flächenanteil dominieren aber noch ganz klar die weißen Rebsorten.

Und hier wieder zum Abschluss ein paar bewegte Bilder aus dem DWI-Promovideo zum Weinbaugebiet Mosel:

Quellen: Deutsches Weininstitut, weinland-mosel.de, saar-obermosel.de, wikipedia.de, briedeler-geschichte.de

Bildernachweis:

Karte Weinbaugebiete: DalGobboM/CC BY-SA 3.0 , Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mosel_%28Weinbaugebiet%29#/media/File:WeinbaugebieteDeutschland.svg

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