Wurden wir all die Jahre angelogen? Haben uns die Machenschaften der Weinetiketten-Betextungsindustrie in die Irre geführt? Stecken sie womöglich mit großen Käse-Syndikaten unter einer Decke? Man weiß es nicht genau, aber die Enthüllungsjournalisten von Weinwonne sind irritierenden, weil komplett anderslautenden Erkenntnissen auf die Spur gekommen. Bzw. haben ein Buch gelesen: Crashkurs Wein von Gerd Rindchen, Chef von Rindchen’s Weinkontor und nebenbei Buchautor. Und da findet sich nebst wirklich nett bebilderten und unterhaltsamen Einführungen in das Thema Wein doch auch wahrhaft Unglaubliches.
Ausgangspunkt: Man glaubt ja immer gerne, was man glauben will. Was wir bisher (gerne) geglaubt haben: Wein und Käse passen wunderbar zusammen, hier treffen zwei Welten aufeinander, die in puncto Geschmacksvielfalt und aromatischem Ausdruck ihresgleichen suchen – und sich in Kombination wunderbar ergänzen und gar verstärken können. Und jetzt kommt Gerd Rindchen, schreibt ein Buch und behauptet: stimmt gar nicht. Und zwar speziell gemünzt auf Rotwein und Käse, die wohl beliebteste Kombination, die gerne zum Abschluss eines guten Essens oder auch mal solo gereicht wird. Und warum soll Käse und Wein bzw. Rotwein nicht zusammen passen?
Nun, das liegt nach Ansicht Rindchen’s an den jeweiligen Inhaltsstoffen und geschmacklichen Charakteristika: V.a. gereifte Käsesorten sollen wegen ihrer Salzigkeit und/oder Konsistenz mit den Tanninen schwerer Rotweine aneinander geraten, was zu aromatischen Disharmonien – speziell Bitterkeit – führen könne. Und überhaupt würde das dazu führen, dass sowohl der Geschmack des Käses als auch der des Weines nicht recht zur Geltung komme. Wenn schon Wein und Käse, dann sollte zu süßeren Weinen gegriffen werden, die die Käsearomen besser einbinden sollen.
Ein interessanter Hinweis, den wir künftig mal probeweise umsetzen wollen. Denn natürlich haben auch wir mit Vorliebe gehaltvolle Rotweine zur Käseplatte gesüffelt – hat eigentlich immer geschmeckt…
Quelle: Crashkurs Wein von Gerd Rindchen, 2. Aufl. 2014, erschienen im Hallwag Verlag.
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Bild: Hu Totya/GFDL , Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4se#/media/File:Cheese_shop_window_Paris.jpg
Ist -wie immer- Geschmackssache.
Ich vermeide aber auch tanninreiche Weine zum Käse, das war aber eher eine unbewußte Entwicklung. Zum Hartkäse kann ich mir auch einen eher gehaltvollen Blaufränkisch vorstellen, wenn er eine schöne Säurestruktur besitzt und eher wenig Tannine mitbringt, aber das kann guter BF durchaus.
Zu den schimmeligen Varianten wird ja immer TBA oder sowas empfohlen, aber die süßen Sachen sind nicht so meins. Aber Weine mit einer würzigen Komponente passen meiner Meinung nach gut dazu, z.B. eine Cuvée mit Muskateller- / Tramineranteil, reinsortig sind mir persönlich diese Sorten aber schon wieder too much.
Zu Weichkäse könnte ich mir auch einen gereiften Spätburgunder vorstellen, der bereits mehr von den Sekundäraromen lebt. Oder aber mineralische, trockene GV’s oder Rieslinge.
Zu Ziege und Co. dann aber defintiv keine roten Sachen.
Ist aber wirklich nur meine ganz persönliche Meinung…
Ja, ist wirklich Geschmackssache…bzw. auch erlerntes (Genuss)Verhalten: Meine Käsesozialisation ist eng verknüpft mit (kräftigen) Rotweinen, das wurde überall so gereicht und entsprechend verinnerlicht. Da gabs dann auch zu Ziegenkäse einen Roten, wobei ich finde, das da besonders fruchtige, halbtrockene gut passen…
Aber eigentlich – das ist ja auch das Spannende an der Sache – sollte man immer schön probieren, um die ideale Kombination zu finden und dabei bestenfalls auf den persönlichen Geschmack hören.
Das nächste Mal werde ich auch mal würzige Weißweine zum Schimmelkäse probieren.
Übrigens hast Du auch eine schöne Webseite, hab eben mal ein bisschen in Deinen Weinbeschreibungen gestöbert…
Vielen Dank für die Blumen!
Da ich nicht so viel übrige Zeit habe, kommt mein Blögchen deutlich weniger professionell daher, als eure nette Seite, auf die ich über das Weinforum gestoßen bin.
Der Zweck des Blogs war anfangs einfach der, daß ich meine Eindrücke zu den Weinen, die ich getrunken habe, an einer Stelle sammle, auf die ich von überall wieder zugreifen kann; da war die Blog-Idee ideal. Und so ist die Seite einfach ganz rudimentär für meine Belange quick and dirty zusammengestrickt.
Aber wenn’s jemanden interessiert und meine Eindrücke vielleicht sogar einen gewissen Nutzwert haben, umso besser…
Ebenfalls schönen Dank!
Ja, die Zeit, schönen Dingen zu frönen, ist leider immer knapp. Auch wir würden gerne mehr Zeit in unsere Weinseite investieren, aber wir machen das ja auch nur nebenher.
Ich finde die privaten Weinblogs immer sehr interessant und naturgemäß authentischer als große Magazine – sofern die Blogs nicht zu abgehoben sind. Bin ja selbst bekennender Nicht-Weinprofi und leidenschaftlicher Dilettant 🙂
Aber einen Blog als eigenes Nachschlagewerk zu pflegen, ist ne super Idee.