Umweltfreundlicher Naturkorken – umweltschädlicher Schraubverschluss?

Im Gegensatz zu Schraubverschlüssen handelt es sich bei Naturkorken um einen nachwachsenden Rohstoff. So weit, so bekannt. Über ein interessantes, mir neues Argument gegen Schraubverschlüsse bei Wein bin ich kürzlich gestolpert: Auf der Seite eines Weingutes (s.u.) wurde darauf hingewiesen, dass es neben der sehr energieintensiven Herstellung von Aluminium weitere Umweltaspekte gebe, die für die Verwendung von traditionellen Korken sprechen. So seien mit der Zunahme der Schraubverschlüsse (und freilich auch der Kunststoffkorken) bei Weinen die ausgedehnten Korkeichenwälder in Spanien und Portugal in Gefahr. Diese seien besonders schützenswert, da sie eine einzigartige Kulturlandschaft darstellten, die zahlreichen bedrohten oder gar nur dort ansässigen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause böten, bspw. dem Spanischen Kaiseradler oder dem Pardelluchs. Stimmt das? Weinwonne hat mal nachgeforscht…

Jeder 2. Korken weltweit stammt aus Portugal

Korkeiche
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Korkeiche.

Kork wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen, die hauptsächlich im westlichen Mittelmeerraum zu finden ist und dort auf einer Fläche von rund 2,3 Millionen Hektar wächst. Alleine in Portugal sollen die natürlichen Vorkommen sowie die bewirtschafteten Korkeichen-Wälder eine Fläche von rund 750.000 Hektar einnehmen. Laut Nabu ist Portugal der weltweit größte Korkerzeuger und -produzent (gefolgt von Spanien), 900 Millionen Euro pro Jahr sollen mit Korkerzeugnissen erwirtschaftet werden. Auch wenn der Rohstoff Kork dank seiner wärme- und schallisolierenden Eigenschaften auch in zahlreichen anderen Bereichen Verwendung findet (bspw. zur Dämmung oder als Bodenbelag), soll die Nachfrage nach Flaschenkorken essentiell für die Branche sein, da sie rund 70 Prozent der Umsätze ausmacht – und hier geht die Nachfrage aktuell in den Keller. Sollte der Abwärtstrend nicht gestoppt werden, würden zahlreiche Betriebe auf Kiefern- oder Eukalyptusplantagen umsteigen, befürchtet Carla Silva vom Korkverband APCOR.

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Korkeichenwälder: Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten

Damit wäre auch ein laut Nabu einmaliger Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten in Gefahr. Korkeichenwälder gehören zu den Wald-Lebensräumen, die sich im weltweiten Vergleich durch höchste Artenvielfalt auszeichnen. Bei den schon seit Jahrhunderten genutzten Korkeichenwäldern handelt es sich nicht um dichte Baumbestände, sondern um eher offene Landschaften, die häufig auch als Weideland dienen. Zu den rund 160 Brutvogelarten, die in den Korkeichenwäldern beheimatet sind, gehören laut Nabu neben dem schon erwähnten Spanischen Kaiseradler auch Mönchsgeier, Raubwürger und Steinkauz sowie der Schwarzstorch. Zudem sollen diese Landschaften das Winterquartier für fast alle nordwesteuropäischen Kraniche und zahlreiche Graureiher bieten. Schließlich stellen die Eicheln der Korkeiche für die Tierwelt eine wichtige Nahrungsquelle im Winter dar.

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Als nachwachsender Rohstoff hat Kork im Vergleich zu den gängigen Verschlussalternativen die beste Umweltbilanz – das ist schon ein Argument. Dies unterstreicht – sicher nicht ganz uneigennützig – auch der Deutsche Kork-Verband, der gerade zu diesem Thema viele Informationen bereit stellt. Aber es hat durchaus verschiedene Gründe, warum immer mehr Weine mit Schraubverschlüssen, Plastikkorken und Glasstopfen verschlossen werden – darauf werden wir die Tage in einem gesonderten Artikel eingehen.

Quellen: weingut-scholtens.com, nabu.de, wikipedia.de, natuerlichkork.de

Bildernachweis in auftretender Reihenfolge:

Joergsam/CC BY-SA 3.0, Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Korkeiche#mediaviewer/File:KorkeichePortugal1994.jpg
Natürliches Verbreitungsgebiet der Korkeiche: IKAI/CC BY-SA 3.0, Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Korkeiche#mediaviewer/File:Quercus_suber_Area.png

Restliche: Deutscher Kork-Verband e.V.