Wenn uns beim Öffnen der Weinflasche bereits ein muffiger Geruch entgegenströmt, dann können wir es schon vermuten: Der Wein hat wahrscheinlich Korkgeschmack – häufig auch Korkton oder Korkschmecker genannt. Das bedeutet, dass der Wein fruchtlos, dumpf oder gar faulig schmeckt. Je nach Intensität des Korktons fällt es uns leichter oder schwerer, darüber hinwegzusehen. Doch auch, wenn der Korkschmecker schon etwas deutlicher hervortritt, ist es keine leichte Entscheidung, den Wein einfach wegzugießen. Dann fragen wir uns, ob man nicht noch etwas machen kann, um den guten Tropfen zu retten. Dafür müssen wir uns allerdings zunächst einmal fragen, woher der verdorbene Geschmack eigentlich kommt.
Die Herkunft des Korkschmeckers
Beim Korkschmecker ist nicht der Korken an sich entscheidend, sondern häufig vielmehr der Einsatz von chlorhaltigen Schutz- oder Reinigungsmitteln bei der Korken- und Weinproduktion. Dabei kann es nämlich passieren, dass Mikroorganismen die eingesetzten Pflanzenschutz- oder Reinigungsmittel zersetzen, woraus letztlich chemische Stoffe entstehen, die dann über verschiedene Wege in den Wein gelangen und für den fehlerhaften Geschmack sorgen.
Das sogenannte Trichloranisol (TCA) ist eines dieser chemischen Stoffe, das zum Beispiel bei der Behandlung der Korkeiche in Verbindung mit unsichtbaren Schimmelpilzen entsteht und über den Korken in den Wein gerät. Dies hat man allerdings erst Mitte der 1980er Jahre herausgefunden. Zwar verzichten Korkproduzenten schon seit einiger Zeit auf die Chlorbehandlung der Korkeichen, doch auch Regen- oder Leitungswasser kann bereits chemische Prozesse anregen, wegen denen der Wein schließlich korkt. Eine Garantie für korkfreien Wein kann bei der Verwendung von Naturkorken also nicht gegeben werden.
Doch auch beim Verwenden von Plastikkorken oder einem Schraubverschluss ist es möglich, dass das Trichloranisol oder andere Anisole den Wein auf ähnlich Weise verderben – und zwar über Schläuche, Fässer, Holzpaletten oder Kartons, die vorher mit bestimmten Schutz- oder Reinigungsmitteln behandelt wurden. Andere Anisole, die für den chemisch-muffigen Geruch und Geschmack im Wein sorgen können, sind unter anderem: Tribromanisol (TBA), Tetrachloranisol (TeCA) und Pentachloranisol (PCA). Die letzteren beiden Stoffe sind zum Teil bei der chlorbasierten Behandlung von Weinkeller-Holz in den 1950er oder 1960er Jahren entstanden – das damals so bearbeitete Holz kann sich immer noch darauf auswirken, ob der im Keller gelagerte Wein korkt.
Die Entscheidung der Winzer darüber, welchen Verschluss sie für ihre Weine wählen, hängt wohl also nicht nur vom Korkschmecker-Risiko ab. Imagegründe könnten dabei ebenso eine Rolle spielen. So ist zum Beispiel die Beliebtheit von Drehverschlüssen unter Weintrinkern in den letzten Jahren gestiegen – auch weil diese bequemer zu öffnen sind.
Hausmittel gegen Korkschmecker
Im Gegensatz zu anderen Weinfehlern – wie flüchtiger Säure, Böckser oder Brettanomyces – lässt sich der Korkton, auch in geringem Maß, nicht durch Sauerstoffkontakt beheben. Dabei ist es egal, wie lange er offen steht. Manche Weinfehler werden von Winzern sogar in Kauf genommen – wenn die Weine beispielsweise auf eine längere Flaschenreifung ausgelegt sind, dann verflüchtigen sich leichte Fehler mit der Zeit. Nicht jedoch der Korkton – dieser bleibt auch nach längerer Lagerung noch im Wein vorhanden. Auch das Verdünnen des Weines mit Mineralwasser kann den Korkschmecker nicht vertreiben – dieses Vorgehen lässt den fehlerhaften Geschmack nur noch intensiver hervortreten.
Nun also zu der Frage, ob der Wein überhaupt noch zu retten ist, wenn der Korkschmecker erst einmal drin ist. Aldi Süd empfiehlt hier eine Methode mit Frischhaltefolie. Diese soll das Trichloranisol wie ein Magnet anziehen, nachdem man den Flaschenhals gereinigt und den Wein umgefüllt hat. Etwa 15 bis 20 Minuten soll man die Frischhaltefolie in den Wein legen, um den Korkgeschmack zumindest ein wenig zu verringern.
Sollte man mit dem Wein kochen wollen, gilt es, zu beachten, dass sich der Korkton durch das Erhitzen zwar verringern kann, es jedoch auch darauf ankommt, wie stark der Korkschmecker ist und wie lange und wie heiß man den Wein kocht. Da in dieser Hinsicht die Meinungen häufig auseinandergehen, ist eher davon abzuraten, den korkigen Wein zum Kochen zu verwenden – es bleibt schließlich ein Restrisiko, dass dieser das Essen verdirbt.
Zur Trinkbarkeit von korkigem Wein
Je nach Stärke des Korktons ist der Wein mehr oder weniger genießbar. Giftig sollte der korkige Wein jedoch nicht sein. Die beteiligten chemischen Stoffe im Wein mit Korkgeschmack sind in geringer Menge nicht gesundheitsschädlich für uns, abgesehen vom Alkohol. Der korkige Wein ist also theoretisch noch trinkbar, auch wenn er nicht mehr schmeckt.
Wein retten oder weggießen?
Korkiger Wein lässt sich nur in geringem Maße retten. Je nachdem, wie fortgeschritten der Korkgeschmack bereits ist, können kleine Tricks, wie das Aufsaugen des Trichloranisols mit einer Frischhaltefolie, den unangenehmen Geschmack etwas mildern. Auch beim Kochen kann der Korkschmecker verringert werden. Es kann jedoch ebenso passieren, dass beim Erhitzen lediglich der Alkohol und das Wasser verdampfen und der Korkton übrig bleibt. Eine Gefahr für die Gesundheit besteht allerdings nicht, wenn man korkigen Wein in geringen Mengen zu sich nimmt, vom Alkohol mal abgesehen.. Es bleibt also jedem selbst überlassen, ob er versucht, den Wein zu retten, ob er ihn weggießt oder ob er ihn sogar einfach mit Kork trink.