Es gibt viele Dinge, die man an einem schönen Sommerabend tun kann, mit lecker Wein und Käse draußen sitzen ist dabei sicher nicht das schlechteste. Haben wir uns kürzlich auch gedacht und das Eintreffen zweier Probierweine zum Anlass genommen, genau das zu tun.
Holger, der einigen unserer regelmäßigen Leser*innen sicher noch als Autor des vortrefflichen Artikels über Pestizide im Weinbau in Erinnerung sein dürfte, hat uns als Betreiber eines fein sortierten Weinhandels freundlicherweise zwei französische Weine zum Probieren geschickt: einen Weißwein sowie einen Rosé. Sehr gut, das sehen wir natürlich gern. Also Wein kaltgestellt, eine schöne Käseplatte zusammengestellt und das Handy abgestellt und schon konnte es losgehen.
Ihr seht es schon auf den Bildern bzw. an den Etiketten, beide Weine stammen vom gleichen Weingut: Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins aus dem bekannten südfranzösischen Weinbaugebiet Côtes du Rhône. Wir haben Holger gefragt, warum er uns gerade diese beiden Weine zum Probieren geschickt hat. Die Antwort fanden wir ebenso überraschend wie erheiternd: Weil er sie als besonders mild ist und man seines Erachtens – auch nach reichlichem Genuss – nicht so schnell Gefahr laufe, den nächsten Tag mit Kopfschmerzen zu beginnen! Super, das hört sich nach Weinen an, die für uns gemacht sind – jetzt müssen sie nur noch schmecken. (Gut, er hat natürlich noch mehr dazu gesagt: Dass die Weine aufgrund ihrer Frische und leichten Mineralität bei seinen Kund*innen gut ankommen und so … aber das Kopfschmerzargument hat uns freilich am besten gefallen und natürlich auch neugierig gemacht.)
Die Etiketten sind ein bisschen oldschool: gedeckte Farben und ein güldener Schriftzug – seitlich wird das Etikett dann weiß gebrochen und man wird eingeladen, eine alte Steinpforte zu durchqueren…ob’s da wohl in den Weinkeller der Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins geht? Vielleicht, aber wir werden es wohl nie erfahren. Spielt eigentlich auch keine Rolle, denn: was auf der Flasche ist, ist das eine. Vielmehr interessiert uns natürlich, was sich in den schön bauchigen Weinflaschen – natürlich mit Kork verschlossen – befindet. Wir haben mit dem Côtes du Rhône Rosé von Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins angefangen…
Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins Côtes du Rhône Rosé 2014
Ein Côtes du Rhône Rosé also und diesmal ein recht farbintensiver dazu. Es handelt sich um ein Cuvée aus den Rebsorten Grenache (40 %), Cinsault (40 %) und Syrah (20 %). Mal schaun, was die Nase so hergibt: Die Kommentare der anwesenden (Nicht)Expert*innen reichen von „leicht säuerlich“ und „erkennbar Rosé“ über „fruchtig, würzig und schöne Säure“ bis zu „intensivem, fruchtig-spritzigem Bouquet“ und „deutlichen Aromen von Zitrusfrüchten, Melone und Alkohol“…na, da sind wir uns in unserer kleinen Runde also recht einig. Dass der Alkohol durchkommt, darf angesichts der 13,5 Volumenprozent auch nicht verwundern. Ein leichter Tropfen erwartet uns mit dem Rosé von Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins schon mal nicht – aber der Duft lässt durchaus auf einen angenehmen hoffen.
Also Glas an die Lippen und probieren. Starten tut dieser südfranzösische Rosé ziemlich weich und mild, mit angenehmer, aber im Vergleich zu deutschen Rosés zurückhaltender Säure, die sich zudem langsam entfaltet – was von einer säureempfindlichen Mittrinkerin ausdrücklich begrüßt wurde. Eine kleine, flüchtige süße Note kitzelt die Zungenspitze, dominant süß ist dieser trockene Rosé aber nicht. Mit zunehmender Verweildauer im Mund wird er immer schwerer und bleibt gleichmäßig an Gaumen und Zunge hängen und das auch erfreulich lange. Der Rosé von Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins ist unseres Erachtens keine Fruchtbombe, vielmehr sind die Zitrus- und Pfirsichnoten, die wir identifizieren, eingebunden in einen komplexeren Geschmackseindruck, der auch vor ein wenig Honig und würzigen Komponenten nicht Halt macht.
Das Geschmacksfazit der Runde reicht entsprechend von „lecker“ bis „superlecker“. Der Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins Côtes du Rhône Rosé 2014 ist eine feine Sache, da sind wir uns einig – aber trotz schönem Trinkfluss keine prickelnde Brause zum Kippen, eher zum langsamen, gemütlichen Genießen. Die Flasche ist trotzdem ruckzuck leer.
Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins Côtes du Rhône Blanc 2014
Ein Weißwein-Cuvée des gleichen Weinguts, ebenfalls trocken, ebenfalls 2014 und ebenfalls 13,5 Umdrehungen – „nur“ die Zusammenstellung der Rebsorten weicht ab: Grenache 45 %, Clairette 45 % und Bourboulenc 10 %. Na, klingt ja mal interessant – ehrlich gesagt kennen wir die letzten beiden gar nicht.
Der Duft ist nicht ganz so intensiv wie der des Rosés. Aber auch dieser Rhône-Weißwein lässt schon eine eher geringe Säure erahnen, die Weinberge werden wohl – die Glücklichen! – viel Sonne gesehen haben. Neben der schon bekannten leicht alkoholischen Note, klopfen auch ein kleiner Pfirsich, ein Zitrönchen und ein verschreckter Holunder ganz schüchtern an unsere Nasenpforten. Und irgendwie ist da auch noch etwas Süßes.
Genug palavert – Zeit, den ersten Schluck zu nehmen. Worin wir uns alle sofort einig sind: der 2014er Côtes du Rhône Blanc von Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins ist seeehr weich und wirkt dadurch mild und fast schon leicht – letzteres hält freilich nicht so lange vor. Auch der Weißwein entfaltet seine Schwere verzögert, sie wirkt aber niemals bleiern, sondern eher elegant. Fruchtmäßig gehts eindeutig Richtung Zitrus. Umspielt wird das Ganze von würzigen, teils als eher bitter, teil als leicht scharf empfundenen Noten sowie einer angenehmen Säure – was von einigen begrüßt, von anderen bemängelt wird – klassische Geschmackssache. Auch im weiteren Verlauf gehen bei diesem französischen Weißwein-Cuvée die Beurteilungen deutlich auseinander: von „angenehm traubig“ und „rund“ über „etwas bitter und eher langweilig“ und „erinnert mich an ein Schaumbad“ bis hin zu „leicht holzig“ und „lecker“. Auf einen Nenner sind wir bei diesem Côtes du Rhône Blanc von Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins also nicht gekommen – interessant war dann aber das abschließende Gesamtfazit.
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Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins
2 Weine, 4 Personen, 2 Meinungen: Nach dem Leeren der beiden Flaschen stand für die eine Hälfte der Verkostungscrew fest, dass sie eindeutig den Rosé bevorzugt, während der weichere Weißwein den Geschmack der anderen Hälfte traf. An diesem Abend hat sich mal wieder schön gezeigt, dass die Wein-Geschmäcker nun mal unterschiedlich sind – ich persönlich fand den Rosé super! Lecker waren sie beide – und passten übrigens wunderbar zu unserer Käseplatte. Meiner Meinung konnte v.a. der Weißwein davon profitieren, der im Zusammenspiel etwas fruchtiger wurde.
Beide Weine von Baronnie de Sabran Vignerons des 4 Chemins wechseln übrigens zum moderaten Preis von 6,50 Euro die*den Besitzer*in – ein Betrag, der voll in Ordnung geht, wie wir meinen. Und gut verträglich scheinen sie wirklich zu sein: Kopfschmerzen oder andere unerwünschte Begleiterscheinungen gabs tatsächlich nicht, obwohl der Abend noch länger war…
Erhältlich sind die beiden Côtes du Rhône-Weine natürlich in Holger Casselmanns Weinshop, den wir gern verlinken.
Abschließend noch das Übliche: Wir haben die beiden Weine zum Probieren und Beschreiben zugeschickt bekommen. Weder ist Geld geflossen, noch bestehen irgendwelche Absprachen, die ein günstiges Abschneiden der Weine in unserem Weinmagazin zum Inhalt haben.