Sommerhitze: Badesee und Traubenweh

Ein heißer, trockener Sommer – was viele Menschen freut, Badeseen zum Kochen bringt und die Eisdielenumsätze in die Höhe treibt, bereitet vielen Winzer*innen in einigen Weinregionen Sorge. Denn es ist zu heiß und trocken für die Reben. Alarmierte Stimmen sind u.a. aus Hessen und Baden zu vernehmen, Vergleiche mit dem „Jahrhundertsommer“ 2003 werden bereits angestellt – und teils massive Ernteausfälle befürchtet. 2003 betrugen die hitzebedingten Ernteausfälle teils 20 bis 30 Prozent. Nicht nur das, auch Qualitätseinbußen sind nicht unrealistisch: zu viel Alkohol, zu wenig Säure und Frucht. Aber noch könnten keine abschließenden Aussagen getroffen werden, was von diesem Jahrgang zu erwarten sei, heißt es aus Hessen.

Gegenüber der Zeitung DIE WELT erklärte Otto Guthier, Geschäftsführer der Bergsträßer Winzergenossenschaft in Heppenheim, dass überall Wassermangel bestehe. Neuanpflanzungen müssten bereits künstlich bewässert werden – gleiches gilt für den Rheingau. Sogar aus dem nördlichsten Weinbaugebiet für Qualitätswein in Deutschland – Saale-Unstrut – sind besorgte Stimmen zu vernehmen.

Weinberg

Auch im Weinanbaugebiet Baden wird die Lage kritisch bewertet: Der Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbands Peter Wohlfahrt geht davon aus, dass in diesem Jahr die durchschnittliche Ertragsmenge pro Hektar von 92 Hektoliter (2014) auf rund 80 Hektoliter sinke. Der badische Durchschnittswert liegt bei 84 Hektoliter, womit dieser Sommer – sollten sich die Prognosen bewahrheiten – unter dem langjährigen Mittel liegen würde. Innerhalb des Weinbaugebiets Baden gibt es aber auch Unterschiede: Während es im Süden etwas mehr geregnet habe, blieb der Norden weitgehend trocken.

Die Hitze und der Wassermangel betreffen nicht jeden Weinberg gleichermaßen. Inwieweit die Reben in Stress geraten, hängt auch maßgeblich vom Boden ab. Zwar können Weinreben wegen ihrer tiefgehenden Wurzeln grundsätzlich etwas besser mit der Trockenheit umgehen als manch andere Pflanzen. Dennoch können insbesondere flache, felsige Untergründe ebenso wie Schieferböden und Steillagen für gesteigerten Dürrestress sorgen. Aber es ist nicht nur der Untergrund und die Verfügbarkeit von Wasser, die einen starken Einfluss auf die Reben und Trauben ausüben – auch Sonnenbrand stellt eine reale Gefahr für die Beeren dar.

Weinberg Steilhang

Sonne satt macht Trauben platt?

Ganz so ist es nicht. Reichlich Sonne führt auch dazu, dass die Trauben schneller reifen – an der Bergstrasse sind die Reben gerade rund 10 Tage ihrer Zeit voraus – entsprechend dürfte die Weinlese vorgezogen werden und in wenigen Wochen beginnen. Eigentlich müsste es sogar mehr sein, aber durch die Trockenheit wird die Entwicklung auch wieder ausgebremst, wie Otto Guthier ausführt.

Aber die Hitze hat auch eine andere, positive Seite: Pilzbefall sei bei den hohen Temperaturen und der Trockenheit kaum ein Thema. Auch die Kirschessigfliege, die 2014 vor allem bei roten Rebsorten Schaden anrichtete, lasse sich in diesem Sommer kaum blicken.

Quellen: welt.de, volksstimme.de, swp.de