Im Vergleich zu Kunststoffstopfen oder Schraubverschlüssen ist die klassische Weinverschlussart mit Naturkorken aus verschiedenen Gründen zumindest unter ökologischen Aspekten vorzuziehen – wir haben darüber schon mal ausführlich berichtet. Naturkork galt bisher als nachhaltigste Verschlussvariante für Weinflaschen – allerdings auch als potenziell riskante, da Naturkork für unliebsame Geschmacksfehler im Wein sorgen kann. Und jetzt kommt ein großes Unternehmen und reklamiert die Öko-Spitzenposition für seine neuartigen, aus natürlichen Materialien entwickelten Korken für sich. Grund genug, die Neuentwicklung mal dem klassischen Naturkorken gegenüberzustellen…
Recyclebarer Naturkork aus Zuckerrohr
Der große Weinkorken-Hersteller Nomacorc hat mit der “Select® Bio Series” nach eigenen Angaben den weltweit ersten Korken aus Biopolymeren mit ausgeglichener CO2-Bilanz entwickelt. Der nachhaltige Weinverschluss sieht aus wie ein Korken und soll freilich mit seinen besten Eigenschaften ausgestattet sein, ist aber weder aus Naturkork, noch aus Kunststoff. Wobei letzteres eher zutrifft, genauer: Biokunststoff bzw. Biopolymere. Select® Bio Plantcorc™ Technology nennt Nanocorc das Verfahren, das optimale Flaschenkorken-Eigenschaften gewährleisten soll.
Das Grundmaterial selbst stammt nicht von Nomacorc, sondern vom führenden amerikanischen Petrochemie-Konzern Braksem, der seit 2010 zur Erweiterung seines Portfolios einen Grünen Kunststoff produziert, der aus Zuckerrohr-Ethanol gewonnenem Polyethylen besteht. Und weil es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt, der im Laufe seines Lebens die Menge an CO2 binden soll, die später auch bei der Produktion anfällt, handelt es sich eben um einen CO2-neutralen Weinverschluss. Was grundsätzlich zu begrüßen ist und womöglich eine sinnvolle Alternative zu den sehr energieaufwändigen Alu-Schraubverschlüssen darstellt.
Kein TCA – Argument für die nachhaltige Korkalternative
Nun, ich bin wahrlich kein Experte für solche Dinge, würde aber doch anzweifeln, dass die großen Korkeichen samt ihres umgebenden, vergleichsweise naturbelassenen Lebensraums eine schlechtere CO2-Bilanz aufweisen als Zuckerrohr-Plantagen…mit anderen Worten: Allein auf die Umweltbilanz bezogen, müssten die Naturkorken nach wie vor deutlich besser dastehen. Wenn da nicht das böse TCA wäre, das jedoch nach Angaben der Korkindustrie, aber auch des Deutschen Weininstituts, mittlerweile ganz gut in den Griff bekommen wurde. Aber womöglich ist die Nomacorc-Variante für Menschen, die Angst vor einer TCA-Belastung haben, eine sinnvolle und nachhaltige Alternative zum Plastik und Alu.
In einem Medienbericht wurde zudem betont, dass bei dieser neuartigen, nachhaltigen Korkvariante keine Korkeichen mehr beschädigt werden müssen. Allerdings ist diese Sichtweise etwas kurzsichtig. Tatsächlich ist es einhellige Meinung aller, die sich ernsthaft damit beschäftigen, dass es die Korkindustrie ist, die – freilich aus wirtschaftlichem Interesse – für den Erhalt der schützenswerten und einzigartigen Korkeichenwälder sorgt. Schließlich sei es ein weiterer Vorteil des Select® Bio-Korkens, dass er recyclingfähig und biologisch abbaubar ist. Nun, das trifft auf Naturkorken bekanntermaßen auch zu.
Nach dieser kurzen Betrachtung scheint mir der Naturkork immer noch die bessere Wahl zu sein. Als Alternative zum Plastikstopfen oder Alu-Schraubverschluss kommt der Nomacorc-Entwicklung m.E. aber durchaus eine Berechtigung zu.
Quellen: foodworldnews.com, interpack.de, nomacorc.com
Bilder: Nomacorc