Ob Barolo oder Barbaresco, Hauptsache Nebbiolo!

(Gastbeitrag): Michael Baur über italienische Weine und die Besonderheiten des Piemont. Über italienische Weine zu schreiben, ist fast wie Eulen nach Athen zu tragen. Fast jeder hat wohl schon einmal seine eigenen Erfahrungen mit italienischen Weinen gemacht, weil man irgendwie und irgendwo immer italienischen Weinen begegnet. Der Grund dafür ist, dass Italien Deutschlands größter Rotweinimporteur ist, und das italienische Weinangebot unendlich zu sein scheint.

Kein Wunder, denn aufgrund des für den Weinanbau freundlichen Klimas produziert jede italienische Provinz ihre eigenen Weine. Übertragen auf Deutschland wäre dies so, als wenn selbst in Hamburg an den Elbhängen Reben angepflanzt wären. Allerdings hat dieses vielfältige Weinangebot auch den Nachteil, dass man oft damit überfordert ist, den passenden Wein zu finden.

Die Piemont-Region

Meine Empfehlung, um diese Aufgabe einfacher zu gestalten, ist, sich auf nur eine italienische Region festzulegen und von dieser unterschiedliche Rebsorten und Weine zu probieren. Ich selbst habe mich schon vor langer Zeit für das Piemont als Weinregion entschieden. Ganz einfach, weil das Piemont nicht nur einen hervorragenden Ruf für seine Weine genießt, sondern sich auch für seine authentische Küche einen großen Namen erworben hat.

Piemont – der Geburtsort der Slow-Food-Bewegung

Es kommt nicht von ungefähr, dass das Piemont als Geburtsort der Slow-Food-Bewegung betrachtet wird und die Weinregionen der Langhe und des Montferrats UNESCO-Weltkulturerbe sind. Von den vielen autochthonen Rebsorten des Piemonts habe ich einen klaren Favoriten. Es ist die Nebbiolo-Traube, aus der trockene Rotweine gekeltert werden können. Genauer gesagt, gibt es drei verschiedene Weine.

Nebbiolo, Barolo oder Barbaresco

Nebbiolo, Barolo und Barbaresco

Da ist zum einen der Nebbiolo, zum anderen aber auch der Barolo– und der Barbaresco-Wein. Der Unterschied zwischen diesen Weinen aus der gleichen Rebsorte liegt im begrenzten Anbaugebiet und den besonders strikten Produktionsbedingungen, die für den Barolo und den Barbaresco gelten. Nur, wenn alle diese Bedingungen erfüllt werden, kann der Nebbiolo-Wein die Namen Barolo oder Barbaresco führen.

Nebbiolo-Wein

Der Nebbiolo-Wein (Achtung: Rebe!) wird oft als Einstiegswein für Barolo und Barbaresco angesehen, jedoch kann er durchaus auch allein stehen. Er vereint fruchtige, ätherische und würzige Aromen mit guter Struktur und viel Ausgewogenheit. Ein guter Begleiter zu Vorspeisen, Nudelgerichten, Pizza, aber auch zu Geflügel und Lamm.

Barolo-Wein

Der Barolo wird auch als „König“ unter den italienischen Rotweinen bezeichnet und dieses Prädikat hat er sich redlich verdient. Er beeindruckt durch seine geschmackliche Komplexität und hat eine beachtliche Struktur mit großem Körper. Er ist ein alkoholstarker Wein, aber gleichzeitig doch elegant und harmonisch. Seine lange Lagerfähigkeit ist legendär und sein volles Potenzial schöpft der Barolo oft erst nach langer Reifezeit in der Flasche aus.

Barbaresco-Wein

Der Barbaresco hingegen wird als „Königin“ unter den italienischen Rotweinen angesehen. Dies kommt daher, dass dem Barbaresco im Vergleich zum Barolo mehr feminine Eigenschaften nachgesagt werden. Der Barbaresco hat einen ähnlichen Charakter wie der Barolo, mit komplexen Aromen, großer Struktur und hohem Alkoholgehalt. Aber aufgrund des im Barbaresco-Gebiet vorherrschenden Mikroklimas drückt sich dies auch in einem höheren Maß an Eleganz und Harmonie aus.

Italien Wein Piemont

Ob Nebbiolo, Barolo oder Barbaresco – Sie werden immer den passenden Wein für Ihren Geschmack und Geldbeutel finden. Vor allem, wenn Sie unverfälschte Terroirweine mögen, dann kann ich Ihnen das Piemont im Allgemeinen und die Nebbiolo-Weine im Besonderen empfehlen.

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Michael Baur

Nach einem hektischen Berufsleben, hat Michael Baur seine Zelte im Piemont aufgeschlagen und dort seine spirituelle Heimat gefunden. Er ist der Inhaber von Babarolo, dem Online Shop für Premium Weine aus dem Piemont.

5 Gedanken zu „Ob Barolo oder Barbaresco, Hauptsache Nebbiolo!“

  1. Ein bißchen mehr als „normalen“ Nebbiolo, Barbaresco (DOCG) und Barolo (DOCG) gibt es schon. Mir fallen auf die Schnelle noch Langhe Nebbiolo DOC, Roero DOCG, Ghemme DOCG, Gattinara DOCG, Nebbiolo d’Alba DOC, Carema DOC und Sforzato di Valtellina DOCG ein, die entweder reinsortig oder zum größten Teil (85…100 %) aus Nebbiolo gekeltert werden. Wahrscheinlich gibt es noch einige mehr. Ganz vereinzelt wird die Traube auch außerhalb Italiens angebaut, u.a. auch in Sachsen.
    Generell würde ich noch anmerken wollen, daß Nebbiolo ein sehr tanninhaltiger Wein ist, der jung in der Regel recht widerspenstig ist und meist erst mit etwas Reife geschmeidig wird. Weshalb es bei vielen DOC- / DOCG-Regeln auch Maßgaben zur Mindestlagerzeit vor der Abfüllung gibt (z.B. Barolo, min 38 Monate). Auch wegen der Tanninlastigkeit -die man mögen muß- bezweifle ich, daß „jeder“ bei dieser Traube seinen Wein finden wird. Allerdings stimmt es, daß für jeden Geldbeutel -insbesondere auch für den großen- was dabei ist…

  2. EC – Vielen Dank für Ihre Anmerkungen. Ein großes Kompliment an Sie, Sie kennen sich sehr gut mit der Rebsorte aus. Mein Blogpost ist eine Einführung in die komplexe Welt des Nebbiolo Weins. Sie haben Recht, es gibt noch mehr DOC und DOCG, aber die in der Langhe produzierten Weine sind die bedeutungsvollsten. Sowohl Barolo als auch Barbaresco Weine zeigen oft ihr großes Potenzial erst nach längerer Reifezeit. Aber durch die verbesserter Arbeit im Weinberg und durch moderne Herstellungsbedingungen, sind die Weine sofort trinkreif mit angenehmen Tanninen. Was den Preis betrifft, findet man in der Tat Weine für jeden Geldbeutel und nicht nur für den großen. Speziell für Einsteiger, die die Nebbiolo Traube kennen lernen wollen. Nochmals danke, Michael Baur

    • Hallo Herr Bauer,
      es ist natürlich wie immer Geschmackssache, aber ich frage mich schon, was es soll, der Nebbiolo-Traube mit Aufrüstung in der Kellertechnik und ausgeklügelte Klonauswahl ihren eigentlichen Charakter nach und nach auszutreiben. Ich weiß, daß es Bestrebungen einiger Winzer gibt, gerade im low-budget-Bereich Nebbiolo-basierte Weine mit von Beginn an zahmen Tanninen und intensiverer Farbe herzustellen. Aber wieso muß diese eigensinnige Traube so vergewaltigt werden? Es gibt genügend Rotweine, die von sich aus genau solche Ergebnisse liefern. Wenn man einen Nebbiolo aufmacht, dann sollte man wissen, was einen erwartet und das Ergebnis auch zu schätzen wissen, bzw. in angemessener Form mit dem Wein umgehen. Und das heißt auch erst mal, ihm Zeit zu geben. Ihren Ansatz, die Traube möglichst vielen Leuten nahebringen zu wollen, finde ich generell sehr gut, somit auch die Konzentration bei ihrem Geschäft auf diese Rebsorte. Aber -zumindest aus meiner Sicht- sollte die Traube ihren Charakter behalten dürfen, jedenfalls fände ich es sehr schade, wenn es in naher Zukunft dann nur noch „weichgespülte“ Barolos etc. geben sollte…
      VG Erich Cramer

  3. Hallo Herr Cramer,

    Sie sprechen mir aus der Seele, wenn Sie sagen, dass der Charakter des Nebbiolo unbedingt erhalten bleiben muss.Ich bin davon überzeugt, dass die Typizität dieser autochthonen Rebsorte bewahrt werden muss, und der Wein im Zusammenspiel zwischen Winzer, Rebe, Boden und Klima entstehen sollte. Alle Winzer mit denen wir zusammen arbeiten folgen diesem Prinzip. Aber der Grund, warum viele der Nebbiolo Weine auch schon sehr jung trinkreif sind, hängt mit der Verbesserung der Trauben Qualität zusammen. Im Laufe des letzten Jahrzehnt haben die meisten Winzer erkannt, dass guter Wein nur durch verbessertes Weinberg Management entstehen kann. Deswegen haben Sie auf biologischen oder Naturnahen Weinbau umgestellt, reduzieren die Erträge drastisch mit dem Ziel, gesunde und optimal reife Trauben lesen zu können. Nicht zu vergessen, dass das Klima dabei sehr mitgeholfen hat. Seit 2002 hat es kein wirklich schlechtes Jahr für die Winzer im Piemont mehr gegeben. Die Nebbiolo Weine, die aus Trauben dieser Qualität gekeltert werden, haben von Anfang an viel angenehmere Tannine und sind von daher viel eher trinkreif. Meiner Meinung nach haben die Winzer, die immer noch Barolo Weine auf den Geschmack des internationalen Marktes ausrichten, keine langfristige Chance zu bestehen.

  4. Das Piemont ist eine hochinteressante Weinregion und damit nicht alleine in Italien. Die Empfehlung von Herrn Bauer, sich gelegentlich auf eine Region zu konzentrieren, um die Weine zu entdecken, halte ich für sinnvoll. So habe ich das auch vielfach gehandhabt, um meinen Wissensschatz zu erweitern, und ich denke, das ist der einzige Weg, um die Besonderheiten richtig kennen zu lernen. Und meist kommt man dann nicht umhin, sie selbst zu besuchen.
    Der Weinshop von Herrn Bauer ist sehr ansprechend und informativ, daran könnten sich einige ein Vorbild nehmen.