Während Millionen Menschen wegen des brutalen Bürgerkriegs Syrien verlassen (wollen), wird dort Wein angebaut – klingt unglaublich, ist aber wahr! Viele Weingüter gibt es nicht in Syrien – wie viele es genau sind, wissen wir nicht. Auch vor Beginn der vor 4 Jahren eskalierenden bewaffneten Konflikte war der Weinbau in Syrien nicht sonderlich verbreitet (obwohl in der Region schon vor rund 3.000 Jahren Wein angebaut wurde). Nicht, weil der Alkoholgenuss grundsätzlich ein Tabu-Thema ist, denn in Syrien sollen Bier und Schnaps sowie Wein keine Seltenheit darstellen. Der Verkauf und der Genuss von Alkohol sind nicht verboten, sollen sich jedoch vornehmlich auf die starke christliche Minderheit sowie säkulare Syrer beschränken. So waren es in früheren Zeiten meist auch christliche Mönche, die in Syrien Weinbau getrieben haben.
Aktuell gibt es v.a. ein prominentes Beispiel: Die Gebrüder Saade. 2003 haben die beiden libanesischen Brüder Karim und Sandro Saade Weinberge angelegt und das Weingut Domaine de Bargylus gegründet, zu dem mittlerweile 12 Hektar Weinberge gehören – die seit Anfang 2011 unter deutlich erschwerten Bedingungen bewirtschaftet werden. Wein aus der Kriegszone? Nicht ganz. Zwar wird aktuell rund die Hälfte des syrischen Staatsgebiets von den IS-Schlächtern kontrolliert und auch in anderen Landesteilen gibt es bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen befeindeten Gruppen. Die Weinberge der Brüder liegen jedoch im Nordwesten Syriens bei Deir Touma, ein kleiner Ort nahe der großen Hafenstadt Latakia und unweit der Bergkette Jebel Al-Ansariyé (die früher den Namen Bargylus trug). Diese Region, eine Hochburg des Assad-Regimes, gehört noch nicht zu den umkämpften Gebieten, aber die Islamisten sollen näher rücken und es gab auch schon vereinzelte Zwischenfälle wie Bomben in einem Weinberg in diesem Frühjahr und eine Schießerei in unmittelbarer Nähe vor knapp 2 Jahren.
Der Wein wird dort trotzdem nicht hergestellt, genaugenommen liegen „nur“ die Weinberge der Domaine de Bargylus in Syrien, die Herstellung des Weins findet in Beirut im benachbarten Libanon statt. Seit Jahren schon sollen die Saades nicht mehr in Syrien gewesen sein – zu gefährlich. Die Arbeiter*innen vor Ort haben freilich keine Wahl, aber noch soll es keine Verletzten oder gar Toten gegeben haben. Die Kommunikation läuft per Handy und wenn die Trauben kurz vor der Reife stehen, lassen sich die Winzer Proben von einem Kurier nach Beirut bringen, um die Qualität zu überprüfen und den Startschuss für die Lese zu geben (wie in dem Video unten zu sehen ist). Wenn das Fahrzeug nicht durchkommt oder an der Grenze aufgehalten wird, verderben die Proben und das Ganze muss wiederholt werden.
5 Rebsorten werden vomWeingut Domaine de Bargylusin Syrien angebaut: Aus Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot machen die Saade-Brüder ein Rotwein-Cuvée, aus Chardonnay und Sauvignon Blanc ein Weißwein-Cuvée. Die Jahresproduktion liegt bei rund 45.000 Flaschen, die Qualität soll überzeugen. Ein großer Teil davon wird auch nach Europa exportiert, das Weingut Domaine de Bargylus soll einige Edel-Restaurants in Frankreich und London beliefern. Ansonsten findet der syrische Wein auch im Nachbarland Abnehmer*innen – Libanon ist eines der aufstrebenden Weinbau-Länder der Region, aber das ist irgendwann malein eigenes Thema wert.
Quellen: kleinezeitung.at, welt.de, syrian-tourism.info
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Khaled