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Berncasteler Doctor and Friends: Mosel-Riesling für das Fest?

Berncasteler Doctor Riesling Auslese

[Advertoriall] Wir haben – natürlich nur für euch, werte Leser*innen – Weihnachten schon mal vorgefeiert, um bei einem opulenten Mahl einige Weine zu verkosten, die als Festtagstropfen in Frage kommen. Bzw. um zu schauen, ob sie denn tatsächlich als Festtagstropfen taugen. Denn die vielen opulenten Essen, die in die Adventszeit und zwischen die Jahre fallen, wollen ja auch in liquider Hinsicht gut begleitet werden.

Anlass für dieses selbstlose Unterfangen bot ein Weinpaket von der schönen Mosel, das uns kürzlich erreichte. Es stammte vom traditionsreichen, in Bernkastel-Kues ansässigen Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch – Erben Müller-Burggraef (nicht zu verwechseln mit VDP Weingut Thanisch), das Weinkenner*innen mit Moselaffinität durch die Spitzenlage Berncasteler Doctor und den gleichnamigen berühmten Weinkeller sicher ein Begriff ist. Steillage!! Ein Begriff auch uns, allerdings hatte es sich bisher noch nicht ergeben, einen Thanisch-Wein zu probieren.

Doktorkeller Dr Thanisch Erben Müller-Burggraef Mosel
So sieht er aus, der berühmte unterkellerte Weinberg Doktorkeller.
Thanisch Mosel Rundquist
Betriebsleiter Max Ferger zusammen mit Barbara und Erik Rundquist (v.l.n.r.)

Seit rund 10 Jahren ist das Mosel-Weingut unter neuer Ägide: Barbara und Erik Rundquist haben jetzt den Hut auf und wagen den Versuch, die Weingutstradition behutsam in die Moderne zu überführen, ohne die Substanz des gewachsenen Renommées zu verlieren. Nach dem, was man so liest, offenbar erfolgreich. Und nun konnten wir uns selbst ein Bild machen, und zwar mit diesen Weinen:

  • 2015 Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese trocken
  • 2015 Thanisch Pinot Noir
  • 2016 Bernkasteler Graben Riesling Spätlese
  • 2015 Bernkasteler Doktor Riesling Auslese
Thanisch Mosel Riesling
Rieslinge treffen auf Spätburgunger, Tradition trifft auf Moderne.

Die Weine wurden alle aus handverlesenen, naturnah angebauten Trauben vinifiziert. Sie tragen zwar kein Bio-Siegel, allerdings hat sich das Weingut der Fair’n Green Initiative angeschlossen, die ökologisch und sozial nachhaltiges Engagement forciert bzw. von den Weingütern einfordert. Das ist, wie ich finde, ohne das Fair’n Green Konzept en detail zu kennen, schon mal guter Schritt, denn neben dem m.E. absolut unterstützenswerten Aufwind, den ökologischer Weinbau erfährt, wird die “soziale Frage” im Weinbau bisher wenig thematisiert. Oder sehe ich das falsch? Aber das ist aus der Ferne auch schlecht zu beurteilen…besser steht’s da um die Weine, die sich freudig unseren mehr oder weniger qualifizierten Gaumen entgegenwarfen.

Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese trocken 2015

Thanisch Wehlener Sonnenuhr Mosel Riesling

Den Anfang machte zu einem delikaten, fruchtgespickten Salat der 2015er Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese trocken, spontanvergoren ohne Zusatz von Reinzuchthefen. Wehlener Sonnenuhr. Cooler Name, ich liebe solche Lagenbezeichnungen.

Und was für ein Etikett. Das ist ja noch was typisch Moseliges. Sowas wäre vor 15 Jahren noch oberpiefig gewesen und hätte nur kurz vor ihrer Pensionierung stehende, karopullunderte Oberstudienräte in stille Verzückung versetzt. Jetzt gilt das sicher auch bei jungen Leuten (wie uns…hüstl…) als todschick – bzw. lit, wie der junge Mensch von heute kryptisch vorbringt. Das Bouquet zeigte sich insgesamt recht mild und einnehmend, mit feiner Fruchtsäure und tropischen Fruchtaromen.

Am Gaumen geht’s elegant weiter mit einer ‎schönen Frucht-Säure-Balance – frisch und aromatisch, ohne laut zu sein. Dazu eine delikate Mandelnote. Das Aroma gewinnt zunehmend an Gehalt, entfaltet sich raumgreifend im Mund und entwickelt eine Fülle, die wir kaum bei den eher leichten 11 Prozent vermutet hätten. Ein leicht ätherischer Abgang, begleitet von einer schüchternen Zitrusnote, beschließt den gelungenen Eindruck. Muss man nicht diskutieren, die Sonnenuhr schmeckt!

Thanisch Pinot Noir 2015

Thanisch Pinot Noir 2015

Zum nächsten Gang, Grünkohl auf indische Art (lecker!), wurde der Thanisch Pinot Noir aufgetischt, was sich als ausgezeichnete Kombination erwiesen hat. Fand zumindest der Großteil der Anwesenden, aber dazu gleich mehr. Bei dem 2015er Thanisch Pinot Noir handelt es sich um einen sehr trockenen, aufwendig vinifizierten Spätburgunder (27-tägige Kaltmazeration, 9-tägige Gärung, 16-monatige Barrique-Reifung) mit 13 Umdrehungen.

Nun muss ich gestehen, dass ich kein großer Freund von deutschen Spätburgundern bin, die ins Fass gesteckt wurden, um gehaltreicher zu werden, das wirkt all zu oft bemüht und zu dick aufgetragen (zumindest in bezahlbaren Gefilden). Das funktioniert im Süden wohl ganz gut, aber m.E. sollte man das in Deutschland lassen und sich an der fruchtigen Eleganz der Rebsorte erfreuen. Daher war ich doch etwas skeptisch. Die anderen dann auch, als sie am, sich im Glas in einem schönen halbtransparenten Rostbraun präsentierenden, Thanisch Pinot Noir schnupperten: das Bouquet ist sehr speziell, was die unerfahrenen unter den Anwesenden doch etwas irritierte. Im dichten Duft zeigen sich rote Beeren und reichlich Fass.

Und noch irgendwas… Speziell, aber doch rund. Geschmacklich geht’s herausfordernd weiter: der 2015er Thanisch Pinot Noir ist dicht und komplex. Vanille, die ins Karamellige übergeht – fast bis ins “Werthers Echtige”. Unter alldem liegt weiches Barrique und ein konzentriertes Kirscharoma, das mit der Zeit immer intensiver wird, sodass die Fruchtnote irgendwann überwiegt. Am Ende dann ein langer, schwerer, leicht zitroniger Abgang… mindestens so lang wie der Weingutsname. Klingt alles verrückt, kommt aber sehr geil, wenn man sich erst drauf eingelassen hat!

Dieser Spätburgunder ist komplex und wirklich interessant. Und polarisierend: Die eine Hälfte aus unserer Runde inkl. mir liebte ihn nach kurze Zeit innig, die andere absolut nicht (was die wiederum erste Hälfte freute, da mehr für sie übrig blieb). Auf jeden Fall ein lohnendes Erlebnis für die Sinne!

Bernkasteler Graben Riesling Spätlese 2015

Wehlener Sonnenuhr Riesling
Bei der Wehlener Sonnenuhr lässt sich die Lagenbezeichnung recht einfach ableiten…

Zum Nachtisch (irgendwas Schokoladiges) wurden dann die beiden süßen Weine geöffnet, zuerst der 2016er Bernkasteler Graben: Feines, Honig-geschwängertes Bouquet mit glattem Charakter und vegetabilen (pflanzlichen) Akzenten. Riecht lecker nach vollen reifen Trauben und etwas Zitrone. Mineralische Noten wurden von einigen auch vernommen.

Das Bouquet des fast schon dickflüssigen Graben-Weins findet sich im aromatischen Geschmack wieder, der eine feine Traubensüße mit einer zurückhaltenden Säure unterfüttert. Schmeckt wie frisch gepresster, mostiger Traubensaft, nur voller und besser, was nicht zuletzt den 8 Volumenprozent Alkohol geschuldet ist.

Berncasteler Doctor Riesling Auslese 2015

Berncasteler Doctor Riesling Auslese 2015

Ebenfalls 8 Alkoholeinheiten hatte der letzte Wein des Abends: die 2015er Berncasteler Doctor Riesling Auslese, ein edelsüßer und zugleich der edelste Tropfen des Abends. Ein Riesling aus der bekannten Steillage Berncasteler Doctor also… das war in unserer Runde sonst niemandem ein Begriff, was eine schöne Situation ist, weil dann einfach der Wein beurteilt wird und nicht irgendwelche Erwartungen usw.

Aber wenn ein Wein Doctor heißt, kann er ja kaum schlecht sein. Das Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch – Erben Müller-Burggraef hat auch die Riesling Auslese ohne jegliche Zusätze von Hefen oder Enzymen über mehrere Monate im Edelstahltank vergoren und im Anschluss noch weitere drei bis vier Monate auf der Feinhefe gelassen, um mehr Komplexität und Stabilität zu erzielen, wie sich nachlesen lässt. Die 2015er Berncasteler Doctor Riesling Auslese wird ihre große Zeit wahrscheinlich erst noch vor sich haben, aber wir haben sie natürlich trotzdem getrunken. Bei der aktuellen Weltlage weiß man ja nie…

Thanisch Doktorkeller Mosel
Der Doktorkeller ist als Lagerstätte nach wie vor in Betrieb – hier im Bild die Schatzkammer.

Im Duft zeigte sie sich noch zurückhaltend: kühl und frisch, dabei leicht fruchtig. Aber im Geschmack offenbarte sich gleich der Unterschied zum vorangegangenen Süßwein: frisch und süß, mit ausgesprochen feiner Säure und einem reizvoll herben Hauch. Die unmittelbare Süße des ersten Moments tritt nach kurzer Zeit etwas zurück und überführt sich selbst in eine harmonische Struktur. Ein sehr schöner Wein, dessen vielschichtiges Potenzial wie gesagt in den kommenden Jahren noch wachsen dürfte. Jetzt ist er einfach lecker und leicht zu trinken.

Mit einem Preis von 50 Euro dürfte die Berncasteler Doctor Riesling Auslese jedoch in den meisten Fällen nur besonderen Anlässen vorbehalten sein – aber hey: bald ist Weihnachten. Dagegen sind die anderen Tropfen mit 18 Euro (Bernkasteler Graben Riesling Spätlese und Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese trocken) bzw. 30 Euro (Pinot Noir) richtige Schnäppchen.

Das Weinwonne-Fazit

Die Menschen vom Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch – Erben Müller-Burggraef verstehen ihr Handwerk, daran gibt es keine Zweifel, aber das stand ja auch gar nicht in Frage. Wer mal einen Abstecher in die Welt der gehobenen Mosel-Rieslinge wagen will, kann gefahrlos, nein, sogar gewinnbringend zu den Weinen dieses Weingut greifen. Mein persönlicher Favorit des Abends war aber ganz klar der wirklich spannend vielschichtige Pinot Noir. Toller Wein.

 — Dieser Artikel enthält bezahlte Werbung, gibt aber trotzdem ausschließlich unsere eigene Meinung wieder! —