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Alentejo – Wein und unendliche Weiten Portugals

Die Weintour durch Alentejo ist abgeschlossen. Schade, schön wars. Aber auch wieder Gelegenheit, dem Körper zu ermöglichen, langsam den noch reichlich in den Adern fließenden Wein wieder durch das gewohnte, aber etwas langweiligere Blut auszutauschen und durchzuatmen – sowie einen kleinen Bericht über Alentejo und den Alentejo Wein zu schreiben.

portugiesischer Wein
Ein portugiesischer Weinbaum

Eingeladen zur Alentejo Weintour hatte übrigens Vinhos do Alentejo, quasi die Marketing-Agentur der regionalen Weinkommission. Warum? Nun, zum einen ist das ein durchaus üblicher Vorgang, Journalist*innen und Blogger*innen irgendwohin einzuladen, mit Köstlichkeiten und interessanten Einsichten zu versorgen, auf dass sie wohlwollend über das jeweilige Sujet berichten. So weit, so bekannt. Zum anderen, weil der Alentejo (sprich: Alenteschu) immer noch im Schatten der anderen (Wein)Regionen Portugals steht und etwas mehr Aufmerksamkeit nötig hat. Am Alentejo Wein kann es eigentlich nicht liegen, denn der ist hervorragend! Aber dazu später mehr.

Portugals Alentejo ist eine strukturschwache Region, wie man so schön sagt, in einem ohnehin für EU-Verhältnisse armen Land. Die südliche, direkt oberhalb der Algarve gelegene Region ist weitläufig und extrem dünn besiedelt: Alentejo umfasst rund 30 Prozent der Fläche Portugals und stellt dabei lediglich 5 Prozent der Bevölkerung – rund 520.000 Einwohner*innen bei einer Gesamtbevölkerung von knapp 10,5 Millionen Menschen. Und die paar Einwohner*innen konzentrieren sich auch auf bestimmte Gebiete – wie sagte unser Weintour-Guide Pedro so schön als wir ins Zentrum des Alentejo fuhren: “Wenn du dich verstecken willst, solltest du das hier tun – hier findet dich niemand….” Alentejo lässt sogar Mecklenburg-Vorpommern als belebt erscheinen.

Alentejo Wein
Alentejo
Kein wilder Wein, sondern ein wildes Schwein, genau genommenzwei und typisch schwarz

Viel Platz also für Weinbau – wobei im Alentejo Wein, zumindest flächenmäßig, nicht dominiert, aber die Bedeutung nimmt stetig zu. Die Region ist sehr landwirtschaftlich geprägt, neben ausgedehnten Weinbergen – insgesamt bringt es das Weinbaugebiet aktuell auf eine Rebfläche von 20.632 Hektar (davon über die Hälfte Alentejo (DOC) und mehr als ein Viertel Alentejano (IGP) – check: Wein-Qualitätsstufen) – gibt es v.a. riesige Getreidefelder, Olivenplantagen (insgesamt 171.140 Hekatr – rund die Hälfte des portugiesischen Bestands) und schöne Korkeichen-Wälder allenortens (Interessantes zu den Korkeichen findest du hier). Und Marmor – aber darüber haben wir ja schon geschrieben

Wein Alentejo
Ein Weinberg auf Marmor im Alentejo

Bei einer Tour durch Alentejo sollte man sich Zeit nehmen und dem Weg den hohen Status als Ziel einräumen. Was freilich nicht daran liegt, dass es keine lohnenswerten Ziele im Alentejo gibt…die sind reichlich vorhanden. Zwischen dem Lissabonner Trubel und dem Hochfrequenztourismus an der Algarve offenbart der ländliche Alentejo einen ursprünglichen Charakter, der sich aus weit auseinanderliegenden Dörfern, weitläufigen Feldern und Plantagen sowie den überall anzutreffenden Pick-ups mit den typischen Holzaufbauten und Jeeps (denen man ihren Arbeitseinsatz ansieht und die offensichtlich nicht nur, wie in Deutschland üblich, zum Brötchenholen eingesetzt werden) zusammensetzt. Es empfiehlt es sich, bei gedrosseltem Tempo abseits der großen Straßen zu fahren – und das Fenster zu öffnen, auf dass der Fahrtwind die Schweißperlen von der Stirn pustet.

Die schmucken kleinen Ortschaften, die ihren Charme auch gerade daraus ziehen, dass sie häufig nicht hochglanzsaniert sind und der abblätternde Putz sich fast schon harmonisch in die schöne, aber eben auch rauhe, hügelige Landschaft fügt, verleiten zu kurzen Stopps, um etwas von der relaxten Atmosphäre einzufangen. Die Kehrseite ist freilich: In den aus der Urlaubssicht romantisch verklärten Fassaden manifestiert sich teilweise auch die Armut. Und der Reichtum: stets trifft man auch auf prächtige Landgüter.

Alentejo Wein
Kleines Dorf irgendwo im Alentejo
Portugal Alentejo

Alentejo Wein verbraucht viel Wasser: alle Reben sind mit dünnen Schläuchen zur künstlichen Bewässerung ausgestattet

Der Weinbau im Alentejo ist gleichzeitig sehr alt und recht jung. Schon bevor die Römer die Region besiedelt haben, soll im Süden Portugals bzw. im Alentejo Wein angebaut worden sein – aktuell wird davon ausgegangen, dass die Tartesser, die vor den Phöniziern im Süden der iberischen Halbinsel lebten, die ersten Weinberge anlegten (eine kleine, allgemeine Einführung in den Weinbau in Portugal gibts hier). Die gesamte Geschichte des Weinbaus nachzuzeichnen, sparen wir uns an dieser Stelle mal. Nur soviel: Während der maurischen Herrschaft ist der Weinbau in Portugal zwar stark zurückgegangen, kam jedoch nicht völlig zum Erliegen und erlebte danach wieder einen Aufschwung. Den letzten Aufschwung, der bis heute andauert und sogar Fahrt aufnimmt, erlebte der Wein im Alentejo in den 1980er Jahren. Auch davor schon wurden Weinberge bewirtschaftet, nur lange nicht in den heutigen Dimensionen. Die beiden Hauptgründe für den sprunghaften Anstieg des Weinbaus und der Weinproduktion im Alentejo liegen im Preisverfall des bis dato vorherrschenden Weizens in den 1980er Jahren, der viele Betrieb auf den Wein umschwenken ließ, sowie in der Aufhebung des Verbots der künstlichen Bewässerung.

Denn: Ohne künstliche Bewässerung läuft in Alentejo eigentlich gar nichts. Während es in Portugal im Sommer schon heiß ist, sind es im Alentejo gerne noch mal ein paar Grad mehr – die Region ist brütend heiß und trocken. Oder, wie es ein Winzer freundlich formulierte: “Please, don’t come in July or August – it’s too hot for you!” In diesem Sommer waren es fast durchweg 40 Grad (in diesem Jahr begann die Weinlese auch schon im August statt wie sonst üblich im September), wurde uns berichtet und von März bis September sei kein einziger Tropfen Regen gefallen. Für die Weinberge im Alentejo bedeutet das natürlich auch große Strapazen. Zwar herrscht in einigen Regionen des Alentejo durch kleine Bergzüge ein etwas milderes Klima, aber eigentlich ist es allgemein zu heiß und trocken für den Weinbau – wenn da nicht die künstliche Bewässerung der Reben wäre. Bis zu 60 Liter Wasser muss in den heißen Monaten für jede einzelne (!) Pflanze in der Woche aufwendet werden – eine enorme Menge. Einige Winzer (wir haben nur männliche getroffen) haben verstreut auf ihren Grundstücken kleine Seen angelegt, die im Winter vollaufen und im Sommer zur Bewässerung genutzt werden. Vor allem aber ist für die Landwirtschaft und den Weinbau im Alentejo der große Alqueva-Stausee unweit der Stadt Evora von lebenswichtiger Bedeutung. Dieser See – mit einer Länge von rund 85 km und einer Wasseroberfläche von rund 250 km² der größte künstliche Stausee Europas – versorgt Menschen und Tiere dieser wasserarmen Region. Und natürlich auch die Weinberge, auf dass guter Wein im Alentejo produziert werden kann – und die Ertragsmengen nicht zu gering ausfallen: der durchschnittliche Ertrag pro Hektar liegt bei 7.625 kg.

Alentejo Wein

Weingüter im Alentejo sind eine große Nummer

Im Alentejo ist alles groß – von den Ortschaften mal abgesehen. Kein Wunder, Land gibt es genug und es wird intensiv genutzt – meist von großen Betrieben, die teils ganze Landstriche besitzen. Großgrundbesitzer. Portugal bzw. der Alentejo sei eigentlich kein armes Land, im Gegenteil, wurden wir aufgeklärt. Das ganze Geld sitze eben nur bei wenigen Leuten.

Portugal Wein
Keller eines Weinguts, in dem die ganzen Gärtanks und Weinfässer stehen

Weingüter im Alentejo – rund 270 gibt es derzeit – unterscheiden sich deutlich von denen in Deutschland. Was hierzulande als großer Betrieb durchgeht, ist in Alentejo, Portugal, eine kleine Nummer. Weingüter mit vielen hundert Hektar Reben sind dort nichts ungewöhnliches (oder wie es ein Kellemeister mit Blick auf seine 100 Hektar Weinberge ausdrückte: “Wir sind kein großes Weingut”). Wobei Weingüter im Alentejo eigentlich nicht der treffende Begriff ist: Alle Betriebe, die wir besichtigt haben (und auch ansonsten soll es so sein), bewirtschaften neben Weinbergen auch große Olivenbaum-Bestände und/oder Korkeichenwälder und betreiben auch ansonsten “klassisch” Ackerbau und Viehzucht. Große Mischbetriebe also mit teils riesigem Landbesitz. Meist steht jedoch der Wein im Vordergrund. Der ist profitabler als Olivenöl, letzteres jedoch einfacher zu vertreiben. Übrigens: Die Weinlese und Olivenernte kann häufig mit denselben Maschinen erfolgen, wovon wir uns auch live überzeugen konnten – die Ernte hat gerade begonnen.

Alentejo Oliven
Frisch geerntete Oliven im Alentejo

Viele Weingüter und Kooperativen im Alentejo exportieren einen großen Teil ihres Weines – die Schwerpunkte bei den Exportländern sind teils unterschiedlich, meist sind neben der EU Brasilien, Kanada, China und Angola auf den vorderen Plätzen zu finden. In Angola ist nicht nur portugiesischer Wein die Nummer 1, das Land ist auch Hauptexportmarkt für Alentejo Wein außerhalb der EU (zudem ist in Angola portugiesisch Amtssprache, was in der Handels- und Kolonialgeschichte Portugals begründet ist). Das afrikanische Land nimmt scheinbar eine Sonderstellung auf dem Kontinent ein: angeblich sollen fast alle Menschen dort, egal ob arm oder reich, Wein trinken. In Afrika ansonsten eher ungewöhnlich.

Alentejo Wein
Landschaft im Zentral-Alentejo
Wein Alentejo
Kunst trifft Wein im Alentejo

Alentejo Weine

Nachhaltigkeit ist ein großes Thema beim Alentejo Wein

Umweltfreundlich angebauter, nachhaltig produzierter Wein ist ja bekanntlich aktuell ein großes Thema – zurecht! Die besonderen Umstände der Region machen die Auseinandersetzung mit nachhaltigem Weinbau im Alentejo freilich noch dringlicher und eigentlich fast unumgänglich, es sei nur an die Trockenheit und künstliche Bewässerung erinnert. Seit einiger Zeit läuft im Alentejo ein Nachhaltigkeitsprogramm für Wein, an dem sich immer mehr Weingüter beteiligen – aktuell sind es zwar nur knapp 60 der rund 270 Weingüter Alentejos, aber die stehen für rund 70 Prozent der Produktion. Fast alle großen Betriebe machen also mit. Wir haben Joao getroffen, der für das Programm zuständig ist und sich nach eigenen Angaben den Mund fusselig redet, um es breit zu etablieren. Neben Methoden, Wasser einzusparen, umfasst das Programm, das quasi eine erste Vorstufe zum biologischen Anbau bildet, auch Alternativen zum Pestizideinsatz, Arbeitsschutzvorschriften sowie betriebliche Nachhaltigkeitsaspekte. Es geht also nicht nur um Wassereinsparung.

So wurden wir bspw. darüber aufgeklärt, dass der größte Energiefresser und daher ein enormes Energie- und Materialeinsparungspotenzial in der Weinflaschenproduktion liege. Gerade hochwertige Weine aus Alentejo und natürlich anderswo werden in schweren, “wertigen” Weinflaschen verkauft, die gerne mal 1 bis 1,5 Kilo wiegen – was freilich unnötig ist, aber den Leuten gefällts. Würde eine solche Weinflasche nur 300 Gramm weniger wiegen, bedeutete dies einen enormen ökologischen Fortschritt bei hunderttausenden verkauften hochwertigen Alentejo Weinen. Während das Nachhaltigkeitsprogramm insgesamt erfreuliche Fortschritte erziele, seien die Weingüter im Alentejo aber gerade bei der Weinflaschenproblematik uneinsichtig…man wolle es sich ja nicht mit den Kund*innen verscherzen.

Wein Alentejo
Weinberg im Alentejo

Aber auch der biologische Weinbau beginnt sich im Alentejo auszubreiten. Viele der Weingüter, die wir besucht haben, bewirtschaften zumindest einen Weinberg testweise ökologisch oder biodynamisch. Zertifizierte Bio-Weingüter im Alentejo gibt es aktuell nur 2 oder 3 – eines davon haben wir besucht, mehr davon in einem der nächsten Artikel. Häufig sind wir auf die Ansicht getroffen, dass es schwierig sei, im Alentejo Wein rein nach den Prinzipien des biologischen Weinbaus zu kultivieren, da es in der Region bestimmte Insektenarten gebe, die den Reben schwer zusetzen können und ohne Insektizide schwer zu handhaben seien. Offensichtlich variiert die Verbreitung bzw. das Problem mit diesen Insekten je nach Region im Alentejo.

Alentejo Wein

Rechts im Bild: ein Alentejo Wein aus biologischem Anbau des Weinguts San Miguel – war lecker, nicht ganz so glatt wie die meisten anderen Weine. Das Weingut bewirtschaftet rund 350 Hektar Rebfläche und produziert rund 4,5 Millionen Flaschen Wein jährlich. 2 Hektar werden testweise ökologisch bewirtschaftet, geplant sind für die nahe Zukunft 35 Hektar.

Alentejo Wein: Große Vielfalt an regionalen Rebsorten

Wein Alentejo
Alentejo Wein: Touriga Nacional

Im Alentejo wird Wein aus einer Vielzahl regionaler Rebsorten gewonnen – meist rote, das Verhältnis der Produktion von Rotwein und Weißwein sowie Rosé liegt bei etwa 79:20:1 (Stand 2014). Im Gegensatz zu vielen anderen Weinbaugebieten dominieren in Portugal und v.a. auch im Alentejo die “großen”, international bekannten Weinsorten nicht – allein Cabernet Sauvignon und Syrah dürfen unter den DOC-Rotweinen alleine oder als dominierende Parts in einem Cuvée verwendet werden. Rund 300 Rebsorten werden in der Weinregion Alentejo angebaut, allerdings sind nur rund 80 für DOC- oder Alentejano-Weine (IGP) zugelassen.

Die verbreitesten und bekanntesten Rotwein-Sorten sind Touriga Nacional, Trincadeira sowie Aragonez (Tempranillo), Alfrocheiro und Alicante Bouschet. Wobei die letzten beiden keine autochthonen Rebsorten sind, aber in der Region fest verankert mit eigener Ausprägung. Neben Touriga Nacional sind wir überall v.a. auf Alicante Bouschet getroffen: Ursprünglich stammt diese Rotweinsorte mit teils dunkelroten Blättern aus Frankreich, wird im Alentejo aber als gebietstypische Rebsorte gefeiert, die hier tolle Weine hervorbringt. Unter den weißen Sorten sind v.a. Antão Vaz und Arinto hervorzuheben, die sich in einer Vielzahl an Cuvées wiederfinden.

Alentejo Wein
Alentejo Wein: Antão Vaz

Alentejo Wein: Die Mischung machts

Nach all dem Palaver gehts nun endlich ans Eingemachte: den Alentejo Wein. Wobei eingemacht es wirklich ganz gut trifft, aber dazu gleich mehr… Und apropos Cuvées: Sowohl beim Rotwein als auch beim Weißwein wird das Cuvée – also der Verschnitt von Weinen unterschiedlicher Rebsorten – dem reinsortigen Ausbau des Weines vorgezogen. Zwar findet man überall auch schöne Ausnahmen, die aber nur die Regel bestätigen. Der “durchschnittliche” Weinaus dem Alentejo stammt also von verschiedenen Rebsorten aus unterschiedlichen Weinbergen eines Weinguts. Die Kellermeister*innen üben sich in der Kunst, unter Verwendung der typischen Weinsorten der Region geschmackvolle Tropfen zu kreieren. Angesichts der Wetters bzw. Klimas im Alentejo, könnte man weinmäßig schwere Alkoholgranaten erwarten, die die Atemwege freipusten. Überraschenderweise war dem gar nicht so. Fast alle Winzer, mit denen wir gesprochen haben, erklärten, dass es ihnen wichtig sei, Weine herzustellen, die den Charakter der Region und der jeweiligen Rebsorte widerspiegeln und dabei ausgewogen und fruchtbetont sind – und die sich von den häufig schweren Brummern der sog. “Neuen Welt” unterscheiden. Und das sind sie wirklich vielfach.

Die meisten probierten Rotweine waren sehr geschmeidig und marmeladig, hatte häufig etwas von eingekochten (eingemachten…) Früchten mit würziger Note und schmeichelnden Tanninen. Natürlich hatten die auch Power und man merkt meist deutlich, dass es sich nicht um einen deutschen Rotwein handelt (klar), doch meist hielten geschmacklich der Alkohol, die Frucht sowie die Gerbstoffe und Holznoten schön die Balance.

Woodchips Wein

Woodchips, die das eben schon genannte Weingut San Miguel ganz selbstbewusst verwendet. Der Chef erklärte uns: “Ich will sie nicht enttäuschen, aber ich denke, 90 Prozent weltweit nutzen Oakchips”. Holz spielt eine große Rolle: Die meisten Rotweine und sehr viele Weißweine bekommen während des Ausbauprozesses zumindest teilweise Eichenholz zu sehen – sei es in alten oder neuen Fässern oder in Form von den unter Weinliebhaber*innen verpönten Woodchips, die i.d.R. den günstigeren Weinen vorbehalten sind (dabei soll die Reifung im Eichenfass imitiert werden, indem Holzspäne zur Aromaabgabe in den Wein getan werden).

Neben den phantastischen Premiumrotweinen (leider zu Premiumpreisen) sind bei mir besonders die fruchtig-frischen Einstiegs-Weißweine hängen geblieben, die viele der größeren Weingüter für 3 bis 4 Euro in den portugiesischen Supermärkten platzieren. Wirklich angenehme, meist leichte Landweine (Vinho Regional Alentejano/IGP), deren fruchtige und mineralische Komponenten sowie die Säure schön ausbalanciert sind – sprich: super Trinkfluß zu einem unschlagbaren Preis! Die, die auch nach Deutschland exportiert werden, sind hier dann übrigens für 6 bis 7 Euro erhältlich. Natürlich haben wir auch eine Reihe raffinierter, hochwertiger Weißweine kennengelernt. Etwas mehr bzw. Konkreteres zu den Weinen und einzelnen Weingütern gibts in Kürze in einem anderen Artikel.

Weintourismus und andere Alentejo Sehenswürdigkeiten

Im Gegensatz zum berühmten portugiesischen Weinbaugebiet Douro beginnt der Weintourismus im Alentejo gerade, entwickelt sich aber nach Angaben von Pedro Verdial von Vinhos do Alentejo sehr erfreulich: Im laufenden Jahr waren bereits 4 Mal mehr Übernachtungen zu verzeichnen als im Vorjahr. Dies wird zwar auch mit der zunehmend unsicheren Lage in Nordafrika in Zusammenhang gebracht, die viele Tourist*innen alternative Urlaubsziele wählen lässt. Dennoch wird im Alentejo Wein für die wachsende Attraktivität der Region verantwortlich gemacht. Meist machen die Urlauber*innen jedoch nur einen Abstecher und reisen für eins, zwei Tage aus der Algarve oder aus Lissabon in das Weingebiet Alentejo, um bei schönem Wetter das gute Essen und natürlich die vielen Weine aus den regional vorherrschenden, im Allgemeinen eher unbekannten Rebsorten zu probieren. Viele Urlauber*innen kommen aus Portugal sowie Europa, verstärkt aber auch aus den USA und Kanada. Und aus Brasilien: Einer unserer Begleiter erzählt, dass die Portugiesen früher Brasilien entdeckt haben und nun die Brasilianer*innen langsam Portugal entdecken…

Weingut Sobro mit Gästehaus im Distrikt Beja Zentral-Alentejo

In den Tourismus werden große Hoffnungen gesteckt: Wir bekommen erzählt, dass es sowieso kaum Jobs mit Zukunft im Alentejo gebe und die zunehmende Maschinisierung im landwirtschaftlichen Sektor weitere Arbeitsplätze überflüssig mache. In einer sehr ländlichen Region bleibt dann nicht mehr viel übrig. Aber Alentejo hat neben Wein viel zu bieten: Natur, wenn auch häufig in ihrer kultivierten, dabei aber harmonisch wirkenden Variante, Ruhe und Wein. Die beste Reisezeit soll von April bis Juni und September bis Oktober sein, dann ist es noch schön warm, aber nicht zu heiß, und regnet hoffentlich nicht.

Wein Alentejo
Alentejo Weinroute
Wein Alentejo

Wer in Alentejo auf Weinreise gehen möchte, kann sich eigentlich einfach ins Auto setzen und losfahren – über kurz oder lang werden am Straßenrand die Schilder der Alentejo Weinroute auftauchen, die signalisieren, dass man auf dem richtigen Weg ist (dieser Weg führt quasi durchs ganze Alentejo). 71 Weingüter nehmen derzeit am Alentejo Weinroute-Programm teil und sind unübersehbar – ADEGA – ausgeschildert.

Alentejo Estremoz
Blick auf die Burg von Estremoz

Vila Viçosa

Wie gesagt: Auch abgesehen vom Wein ist Alentejo eine Reise wert. Hervorzuheben ist – neben vielen kleinen schönen Orten wie Estremoz oder Vila Vicosa – die größte Stadt Alentejos: Evora. Nach einer ausgedehnten Tour durch Alentejo wirkt die Stadt mit etwas über 50.000 Einwohner*innen wie eine spritzige Großstadt, in deren Cafés und verwinkelten Gassen ungewohnt viele Menschen lärmen und lachen. Verantwortlich dafür ist sicher auch die Universität, die junge Menschen für einige Zeit in der Stadt hält. An jeder Ecke wartet Evora – von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt – mit einem historischen Monument oder einem anderen architektonischen Kleinod auf. Denn, auch wenn sie nie diesen Titel hatte, war Evora früher doch die heimliche Hauptstadt Portugals und ein bedeutendes wirtschaftliches und kulturelles Zentrum: Könige und Bischöfe lebten hier, ebenso wie der berühmte Seefahrer Vasco da Gama. Fahrt mal hin, ist schön da…

Alentejo Evora
Alle folgenden Bilder: Evora, die größte Stadt Alentejos
Alentejo Evora
Alentejo Evora
Alentejo Evora

Alentejo Evora
Evora Alentejo

antiker Tempel in Evora

 Evora
Last, but not least: Die Knochenkapelle in Evora mit mindestens 5.000 Skeletten…