9 Dinge, die ihr schon immer über Korken wissen wolltet

Was gibt es Spannenderes als Weinkorken? Eben! Aber wenn man mal ehrlich ist, weiß man – zumindest als Hobby-Weintrinker*in – so gut wie gar nichts darüber. Wollt ihr gar nicht wissen? Doch, wollt Ihr, ihr wisst es nur noch nicht – denn es ist gar nicht so uninteressant….

Woher kommt der Kork für den Weinkorken eigentlich?

Na von den Korkeichen, woher denn sonst. Und zwar nur von dieser, im Mittelmeerraum beheimateten, Baumart. Bei Naturkork handelt es sich um die Rinde der Korkeiche, die alle 9 bis 12 Jahre geerntet werden kann. Dabei darf der Baum maximal um ein Drittel seiner Rinde gebracht werden, sonst würde man ihn nachhaltig beschädigen. Es braucht 25 bis 40 Jahre, bis eine Korkeiche zum ersten Mal abgerindet werden kann. Bei einem Durchschnittsalter von 250 bis 350 Jahren und einer „produktiven Lebensphase“ von rund 150 Jahren kommt ein einzelner Baum auf bis zu 16 Schälungen. Die Korkernte ist harte Arbeit, die zugleich Fingerspitzengefühl verlangt: Mit einer Axt wird die Rinde eingekerbt und abgehoben. Dabei darf der Stamm auf keinen Fall verletzt werden, denn hier sitzt die korkbildende Kambiumschicht, die für das Wachstum der neuen Rinde sorgt. Die erste Korkernte kann übrigens nicht zur Herstellung von Flaschenkorken verwendet werden, da die Rinde noch sehr ungleichmäßig und harzig ist. – dieser Kork wird kleingemacht und dem Korkgranulat (bspw. zur Herstellung von Dämmplatten) beigemischt, sodass der Harz als natürliches Bindemittel fungieren kann.

Der überwiegende Teil der Korkernte geht in die Korkstopfenproduktion. Dabei werden nur 25 bis 30 Prozent zu jährlich etwa 25 Milliarden Flaschenkorken verarbeitet – die restlichen 70 bis 75% des Korks sind Verschnitt und werden zu Granulat vermahlen und mit Bindemitteln zu den gewünschten Formen und Produkten verklebt. Billigen Presskorken, Korkfußböden, Dämmkork, Schuhsohlen, Pinnwände u.s.w.

Schadet man mit dem Schälen den Korkeichen?

Leider ist es wohl so: Gäbe es nicht die Korkindustrie, würden die großen Korkeichenwälder im Mittelmeerraum nicht mehr existieren. Da maximal ein Drittel der Rinde abgeerntet wird bzw. werden soll, kommt bei fachgerechter Ausführung kein Baum zu Schaden. Die Schälung regt auch zu verstärktem Wachstum an, sodass die Korkeiche eine neue schützende Rinde bildet. Da rund 10 Jahre zwischen den einzelnen Ernten liegen, werden diese Wälder heute wieder (das war zwischenzeitlich auch mal anders) nicht übermäßig bewirtschaftet. Da mit qualitativ hochwertigen Korken, die aus langsam und gleichmäßig gewachsener Rinde stammen, die höchsten Preise erzielt werden, liegt es im Interesse der meisten Produzent*innen, die Korkeichen-Wälder nachhaltig zu bewirtschaften. Übrigens soll eine regelmäßig geerntete Korkeiche mehr als dreimal soviel CO2 binden wie eine ungenutzte Korkeiche.

Ein interessantes Thema, an dem noch sehr viel mehr hängt, denn die Korkeichen-Wälder sind ein einzigartiger Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten…wie ihr hier nachlesen könnt.

Ist ist ein Naturkorken umweltfreundlicher als ein Plastikkorken oder Schraubverschluss?

Neben den erhaltenswerten Korkeichen-Wäldern gibt es viele Gründe, warum unter ökologischen Aspekten zum Naturkorken gegriffen werden sollte. Kork ist ein natürlicher und und v.a. nachwachsender Rohstoff, der sich nach seinem Dienst als Wein- oder Sektkorken zudem wunderbar recyceln lässt – aus dem gewonnenen Korkgranulat werden bspw. Dämmplatten zur Wärmeisolierung hergestellt.

Auch recycelte Plastikkorken sollen im Verlauf ihres gesamten Lebenszyklus 10-mal mehr CO2 produzieren als Naturkorken, Aluminium-Schraubverschlüsse sogar 24-mal mehr. Die Ökobilanz eines Naturkorkens ist auch hinsichtlich anderer Umweltindikatoren deutlich besser als die von Schraubverschlüssen oder Plastikkorken.

Worin besteht der Unterschied zwischen einem guten und einem qualitativ minderwertigen Korken?

Die vom Baum geernteten Korkstücke werden nach ihrer Qualität sortiert, gelagert und dabei getrocknet. Im Anschluss wird ihnen ein Wasserbad verpasst und sie werden zu ebenen Korkplatten gepresst. Die besten Korkqualitäten werden erzielt, wenn die Rinde langsam gewachsen ist (was dann auch schonmal 15 Jahre dauern kann), da die Korkschicht dann gleichmäßiger und dichter ist. Ein guter Korken wird direkt aus der Rinde gestanzt, sehr gute und teurere Korken werden entsprechend aus den Korkplatten höchster Qualität geschnitten – so ein Korken kann bis zu 1 Euro kosten. Aus den Stanzresten werden dann minderwertige Presskorken produziert.

Warum verwenden immer mehr Weingüter und Abfüllbetriebe Schraubverschlüsse?

Es hat verschiedene Gründe, warum immer mehr Weine mit Schraubverschlüssen, Plastikkorken und Glasstopfen verschlossen werden. Vor allem ist guter Naturkork die teuerste Variante: ein guter Korken soll bis zu einem Euro kosten, mäßige Qualität soll schon für etwas über 10 Cent zu haben sein – der Deutsche Kork-Verband spricht von Preisen zwischen 10 und 80 Cent. Das dürfte ausreichend erklären, warum v.a. günstige Weine (die einen großen Teil des Marktes ausmachen) zunehmend mit günstigen Schraubverschlüssen (ab 2 Cent) oder Plastikkorken (ab 4 Cent) verschlossen werden.

Die offizielle Begründung lautet häufig anders: Der Schraubverschluss sei die beste Möglichkeit, die Weinqualität zu bewahren. Denn der Einsatz von Korken birgt immer ein gewisses Risiko, v.a. für bessere Weine. Schätzungen sprechen von mindestens 10 Prozent der Weine, die von Korken verursachte geschmackliche Fehltöne aufweisen, bspw. der sog. Korkschmecker. Aber weiter dazu unten mehr.

Ein weiteres Argument pro Schraubverschluss ist die Praktikabilität: Weinflaschen mit Schraubverschlüssen kann man ganz bequem beliebig oft öffnen und verschließen, während man sich gerade mit günstigen Korken einen abmühen kann und sich im worst case den Wein vollbröselt. Zudem kann man Schraubverschlussweine auch gut liegend im Kühlschrank aufbewahren. Viele Winzer*innen erzählen, dass Ihre Kund*innen fast nur noch Schraubverschlüsse nachfragen, weil sie einfach viel praktischer seien. …und wo bleibt die Romantik?

Warum ist ein Korken dicht?

Gute Frage, die Antwort liegt in der Zusammensetzung des Korkens: Ein Flaschenkorken soll sich aus rund 700 Millionen Zellen zusammensetzen, was auf den paar Zentimentern eine beeindruckende Zahl darstellt. Das allein macht den Flaschenkorken aber noch nicht dicht. Diese Eigenschaft verdankt der Kork dem in den Zellwänden vorkommenden Suberin, in das Wachse eingelagert sind. Das macht den Korken undurchlässig gegen Flüssigkeiten und – mit kleinen Abstrichen – gegen Gase wie Sauerstoff.

Ein Wein muss atmen – deswegen ist ein Naturkorken der beste Verschluss, oder?

Nein. Ein Wein soll in der Flasche überhaupt nicht atmen. Die ständige Versorgung mit Sauerstoff würde den Wein sogar schneller verderben lassen. Zwar ist ein Kork vergleichsweise dicht, ein Schraubverschluss ist aber noch dichter – ein weiteres Argument für die Alu-Fraktion. In puncto Luftdurchlässigkeit sollen mäßige Kunststoffkorken übrigens häufig schlechter abschneiden als gute Naturkorken.

Interessanterweise gibt es gerade zu dieser Frage jedoch sehr unterschiedliche, teils gegensätzliche Meinungen. Der Deutsche Kork-Verband sowie das Deutsche Weininstitut sehen in der minimalen Luftdurchlässigkeit des Naturkorkens einen wichtigen Vorgang, die die weitere Reifung des Weines in der Flasche positiv beeinflussen kann. Andere Expert*innen verweisen darauf, dass die kleine Luftschicht zwischen Füllgrenze und Weinverschluss in der Flasche bereits ausreicht, um den Wein „atmen“ und reifen zu lassen. Fest steht wohl, dass Weine mit dichteren Verschlüssen langsamer, Weine mit Naturkorken etwas schneller altern – das kommt aber auch immer auf den jeweiligen Wein an und muss nicht immer schlecht sein.

Wie lange hält ein Korken?

I.d.R. lang genug, die meisten Weine werden ja rasch getrunken. Aber ein guter Korken kann schon ein paar Jahrzehnte seinen Job machen – was freilich nur Sinn macht, wenn der damit verschlossene Wein ebenso gut und lange haltbar ist. Für Weine, die eine jahrzehntelange Lagerung überstehen können, sollte die beste Korkqualität (die übrigens eine geringe Maserung aufweist) und ein längerer Korken ausgewählt werden. Trotzdem kann nie 100-prozentig ausgeschlossen werden, dass der Wein einen korkbedingten Fehlton bekommt oder der Korken anfängt zu schimmeln. Unser Tipp: Wein trinken, statt Wein horten. Dann passiert das auch nicht so schnell…

Was macht den Naturkorken so gefährlich für den Weingeschmack?

Generelle Rückschlüsse auf die Weinqualität lässt die jeweilige Verschlussart nicht zu, auch wenn diese Ansicht noch verbreitet ist. Der Naturkork hat jedoch ein echtes Problem: Er kann unter ungünstigen Bedingungen den Geschmack ruinieren, indem er sogenannte „Fehltöne“ in den Wein bringt. Der muffige Korkgeschmack entsteht infolge der Bildung von Trichloranisol (TCA), das sich durch den Abbau sogenannter Chlorphenole bilden kann, die in Holzschutzmitteln und Fungiziden enthalten sein können, aber auch in Pilzen oder anderen natürlichen Stoffen. Um das Risiko eines späteren Korkgeschmacks im Wein zu minimieren, wurde in der EU der Einsatz von Chlorphenolen in Korkeichenwäldern verboten. Allerdings verweist das Institut für Önologie der Hochschule Geisenheim darauf, dass sich Muffgerüche im Wein überall bilden können, wo Chlorphenole auftauchen und so auch Weine mit Schraubverschlüssen betreffen können.

Zusätzlich verweist das Deutsche Weininstitut darauf, dass nach eigenen Untersuchungen 97 Prozent aller sog. Weinfehler auf andere Ursachen als den Korken zurückzuführen sind. Das war früher vielleicht noch anders, aber mittlerweile ist die Gefahr, die vom berüchtigten TCA ausgeht, tatsächlich minimiert. Denn die Korkindustrie stand deswegen massiv unter Druck und musste sich etwas einfallen lassen, um die Korkqualität zu steigern und den muffigen Korkgeschmack aus der Flasche zu verbannen. Mittlerweile soll der Kork auf dem Weg vom Baum zum fertigen Korken 6-mal auf TCA kontrolliert werden. Die geernteten Korkplatten werden mittlerweile nicht mehr unter freiem Himmel auf dem Boden getrocknet, sondern auf Stahlpaletten, danach wird der Kork unter heißem Dampf gewaschen usw. usf. In den vergangenen 10 Jahren soll durch diese und weitere Maßnahmen die TCA-Kontaminierung von Kork um 80 Prozent zurückgegangen sein. Bleibt zwar noch ein gewisser Prozentsatz, aber immerhin.

Quellen: nabu.de, wikipedia.de, deutscheweine.de, natuerlichkork.de, nzz.ch

Bildernachweis in auftretender Reihenfolge:

Weinstock/Public Domain, Quelle: pixabay.com

Rest: Deutscher Kork-Verband e.V.

2 Gedanken zu „9 Dinge, die ihr schon immer über Korken wissen wolltet“

  1. Der letzte Satz untermauert die plausibelste Theorie zur Entstehung von TCA: die zuunterst auf der Erde gelagerten Korkplatten neigen bei feuchter Witterung und Bodenkontakt zum Verschimmeln. Die Schimmelpilze produzieren dabei Vorläufermoleküle von TCA (z. B. Phenole als Zersetzungsprodukte von Lignin). Beim Desinfizieren der Korken in einer Chlorbleiche entsteht u. a. TCA aus den Phenolen und wird schließlich nach Abfüllung aus dem Kork in den Wein extrahiert. Keine Lagerung im Freien, keine Chlorbleiche – kein Korkgeschmack.

  2. Der letzte Satz untermauert die plausibelste Theorie zur Entstehung von TCA: die zuunterst auf der Erde gelagerten Korkplatten neigen bei feuchter Witterung und Bodenkontakt zum Verschimmeln. Die Schimmelpilze produzieren dabei Vorläufermoleküle von TCA (z. B. Phenole als Zersetzungsprodukte von Lignin). Beim Desinfizieren der Korken in einer Chlorbleiche entsteht u. a. TCA aus den Phenolen und wird schließlich nach Abfüllung aus dem Kork in den Wein extrahiert. Keine Lagerung im Freien, keine Chlorbleiche – kein Korkgeschmack.